Artenschwund: Studie rügt konventionelle Landwirtschaft

Berlin (dpa) - Produktionsfläche statt Natur: Äcker in Deutschland bieten einer Untersuchung zufolge immer weniger Arten einen Lebensraum.

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Betroffen von dem Schwund seien Insekten, Vögel, Säugetiere, aber auch Pflanzen wie Wildkräuter, heißt es in dem Report, den der Europa-Abgeordneten Martin Häusling (Grüne) in Auftrag gegeben hatte. Gerügt wird darin die industrielle Landwirtschaft, die etwa mit dem Einsatz von Dünger und Pestiziden wie dem umstrittenen Glyphosat große Schäden anrichte.

Autor Stephan Börnecke zeichnet in dem Bericht „Die (un-)heimliche Arten-Erosion“ ein düsteres Bild: Die Landwirtschaft schade der Natur schleichend und vom Laien unbemerkt. EU-Ziele zur Sicherung der Artenvielfalt verpufften.

Vorzeigearten wie Kranich oder Seeadler würden zwar „gehätschelt“. Schlecht sehe es dagegen bei „Allerweltsarten“ aus: So gebe es etwa in Hessen zum Beispiel „praktisch keine“ Feldgrashüpfer mehr, heißt es unter Berufung auf Biologen. Dem Bericht nach hätten sich auch Bestände von 15 von 20 typischen Brutvögeln in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen kontinuierlich reduziert, in Einzelfällen um die Hälfte seit 1980. Auch Rebhuhn und Grauammer hätten gelitten. Vieles lasse sich schwer belegen, da Vergleichszahlen von früher fehlten.

Ein Sprecher des Deutschen Bauernverbands erklärte auf Anfrage, man wisse um die Probleme einiger Arten mit manchen Anbaustrategien. Landwirte würden aber zum Artenschutz beitragen, etwa mit freiwilligen Naturschutzkooperationen oder der Einrichtung von Lerchenfenstern, Lücken im Feld für den Nestbau oder die Futtersuche.

Auch das EU-Programm „Greening“ sei hierzulande sehr gut angenommen worden: Landwirte erhalten Prämien, wenn sie fünf Prozent ihrer Flächen so bewirtschaften, dass sie die Artenvielfalt fördern. „Greening“ wird in der Studie aber als „Totalausfall“ gewertet, da die Regeln zu lasch seien.

Auch der Nachhaltigkeitsbericht des Statistischen Bundesamtes nennt als eine wichtige Ursache für den Rückgang der Artenvielfalt die „intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung“.