Unwort des Jahres Der rhetorische Kampfbegriff „Gutmensch“

Berlin (dpa) - Das Wort „Gutmensch“ ist zu einem Kampfbegriff in der politischen Rede geworden. Politische Gegner sollen damit meist als naiv und gutgläubig diffamiert werden; ihnen wird mit ihrem angeblichen Streben nach „Political Correctness“ eine moralische Überheblichkeit unterstellt.

Das Unwort des Jahres 2015 lautet "Gutmensch".

Foto: Stephan Jansen

In der Regel setzen Konservative bis hin zu Rechtsextremisten den Begriff ein, um Andersdenkende mit gezielter Provokation abzuqualifizieren, wie das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) schreibt. Die Behauptung, mit der rhetorischen Kampfparole seien bereits im Nationalsozialismus Kritiker der herrschenden Ideologie diffamiert worden, ist nach Erkenntnissen des DISS nicht belegbar.

Genau zu datieren ist der Ursprung des Begriffs laut der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) nicht. Einige Quellen geben allerdings den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) an, der 1887 in seiner „Genealogie der Moral“ kritisch bemerkte: „Diese „guten Menschen“ - sie sind allesamt jetzt in Grund und Boden vermoralisiert.“ Die GfdS nennt dagegen als Erstbeleg die US-Zeitschrift „Forbes“, die 1985 „Gutmensch“ auf den damaligen IG-Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler bezog.