Fragen und Antworten Astrazeneca-Impfstopp: Was passiert wenn die zweite Dosis später kommt?

Service · Warum genau wurde das Impfen ausgesetzt? Was passiert mit den anstehenden Terminen und kann ich die zweite Dosis jetzt noch bekommen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Impfstopp.

Noch vor einigen Tagen verteidigten Politiker und Virologen das Vakzin von Astrazeneca, nun aber soll vorübergehend nicht mehr damit geimpft werden.

Foto: dpa/Andrew Matthews

Noch vor einigen Tagen verteidigten Politiker und Virologen das Vakzin von Astrazeneca, nun aber soll vorübergehend nicht mehr damit geimpft werden. Einzelne Geimpfte haben gesundheitliche Probleme bekommen, in sieben Fällen insgesamt habe der Impfstoff zu Thrombosen der Hirnvenen geführt, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag. Sieben Fälle von mittlerweile über 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland.

Wieso bei einer derart seltenen Reaktion, direkt alle Impfungen stoppen, wenn diese doch bei der Anti-Baby-Pille deutlich häufiger vorkommen?

Vor allem in den sozialen Medien wird sich diese Frage gestellt. Dort kursieren Grafiken, die diesen Vergleich ziehen: 1100 Thrombosefälle kämen auf eine Million Frauen, während es bei Astrazeneca-Impfungen bloß sechs auf eine Million seien.

Doch so einfach wie es scheint, ist es nicht. Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass es sich bei der Thrombose durch Astrazeneca um weitaus schwerwiegendere Fälle handelt als bei der Pille. Neue Daten zeigen, dass es sich um eine spezielle Form der Thrombose handelt und zwar um die sogenannte Sinusvenenthrombose. Dabei kommt zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn durch Blutgerinnsel. Dies kann mitunter einen tödlichen Verlauf nehmen, weshalb es laut Gesundheitsministerium nicht zu vertreten sei, ohne Prüfung weiter zu impfen.

Wer ist hauptsächlich von den Thrombosen betroffen?

Das sei noch nicht ganz klar und müsse weiterhin untersucht werden. Doch auffällig sei, dass auch jüngere Menschen betroffen sind, besonders Frauen.

Können diejenigen, die nur eine Erstimpfung erhalten haben, jetzt mit einem anderen Impfstoff geimpft werden?

Das ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch nicht klar. Allerdings sei man bereits mit einer Erstimpfung gut geschützt gegen einen schweren Verlauf einer Infektion. Eine Gefahr gehe nicht davon aus, wenn man die zweite Impfung auslässt. Sollte der Impfstoff aber zugelassen bleiben, sollte man die zweite Impfung auf jeden Fall machen.

Was passiert mit meinem Impftermin?

In den meisten Impfzentren in NRW wurden die bereits ausgemachten Termine abgesagt. In Düsseldorf wurde spontan auf die Mitteilung reagiert und den Impflingen stattdessen das Präparat von Biontech angeboten, wenn diese das wollten, schrieb uns eine Betroffene über Facebook. In Wuppertal allerdings seien alle Personen, die einen Impftermin für eine Impfung mit Astrazeneca nach Bekanntgabe des Erlasses des Landes hatten, nach Hause geschickt worden. Dort sollten eigentlich 1200 Impfungen an Lehrer*innen, Erzieher*innen, Polizist*innen und andere breite Berufsgruppe verabreicht werden.

Nun wisse man nicht, wie lange die Pause dauert und wie es weitergeht, sagt Krisenstabsleiter Johannes Slawig. Die bereits gelieferten Dosen sollen in den Impfzentren weiter gelagert werden, bis die Pause vorbei ist.

Gibt es Probleme für bereits Geimpfte?

Geimpfte haben dem Paul-Ehrlich-Institut zufolge nichts mehr zu befürchten, wenn ihre Impfung 16 Tage zurückliegt. Davor sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn man sich noch mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühlen sollte, etwa mit starken oder anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen. Es besteht dennoch keine erhöhte Gefahr für bereits Geimpfte, denn es ist noch gänzlich unklar, ob ein Zusammenhang zwischen Impfung und Thrombose besteht. Es fehlen aktuell noch zu viele Informationen, um dies festzustellen.

Wann wird entschieden, ob der Impfstoff weiter zugelassen bleibt?

Das ist noch nicht klar. Die EMA wird dazu alle Berichte der europäischen Arzneimittelbehörden auswerten, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.