Auftakt des Loveparade-Strafprozesses: „Uns rennt die Zeit davon“
Düsseldorf. Unter acht Menschen sei sie begraben gewesen. Wäre sie nur zwei Minuten später befreit worden — man hätte nichts mehr für sie tun können, sagten ihr die Ärzte später.
Rebecca Doll wurde bei der Loveparade 2010 schwer verletzt. Am Freitag ist die 34-Jährige aus Hamburg gekommen, um beim Auftakt des Loveparade-Strafprozesses dabei zu sein.
Ausführlich erzählt Doll von ihren Erlebnissen am Unglückstag, an dem 21 Menschen erdrückt und viele hundert verletzt wurden in einem unfassbaren Gedränge am Fuß der Rampe, dem einzigen Zu- und Abgang zum Loveparade-Gelände, der an der engsten Stelle laut Anklage nur 10,59 Meter breit gewesen war.
Wie sie und ihr Mann, erfahrene Loveparade-Besucher, am Morgen aus Hamburg gekommen waren und sich auf die Party gefreut haben. Wie sie erst noch zum Hotel fuhren, bevor sie zum Partygelände gingen. Wie eng es schon an einem Kontrollpunkt zuging, noch vor dem Tunnel und sie eigentlich schon dort am liebsten wieder umgekehrt wären. Wie sie schließlich an der Rampe ankamen und ihr Mann sie im Geschiebe noch beschützt habe, bis sie schließlich ohnmächtig wurde. „Er hat mir damals das Leben gerettet.“ Als sie wieder aufwacht, liegt sie auf der Intensivstation mit Lungen- und Beckenquetschungen. Ein halbes Jahr lang habe sie neu atmen lernen müssen.
Am Ende des ersten Prozesstages bezeichnet Doll den bisherigen Verlauf der Verhandlung als „enttäuschend“. Hinter den Anträgen der Verteidigung sieht sie eine „Verzögerungstaktik“. „Uns rennt die Zeit davon“, sagt sie und meint die Ende Juli 2020 eintretende Verjährung.