Baby Cambridge — Superstar
Der künftige König wird wohl so aufwachsen, wie kaum ein Royal vor ihm — mit dem Leben ganz einfacher Briten hat das aber nichts zu tun.
London. Kaum auf der Welt, schon eine Extra-Wurst: Auf 109 Pferden ritt die Königliche Artillerie gestern durchs Londoner Stadtzentrum, um den Knirps mit 41 Salutschüssen zu begrüßen. So will es die Tradition.
Auch Westminster Abbey wollte bei all dem Kanonendonner nicht zurückstehen: Minutenlang schickte die Kathedrale ihren berühmten Glockenklang über die Themse. Ein so pompöses Willkommen wird keinem der rund 2000 Kinder zuteil, die täglich in Großbritannien zur Welt kommen. Machen wir uns nichts vor: Baby Cambridge wird eines Tages König und geht deshalb gewiss nicht mit anderen Sallys und Joes aus Westlondon in einen Kindergarten.
Und doch ist das VIP-Baby der erste Royal, der den Hauch eines normalen Lebens zu spüren bekommen soll. Ein Kindermädchen wollen Kate und William nicht Vollzeit engagieren. Ganz im Gegensatz zur Generation von Prinz William, der mit Butlern, Chauffeuren und einem ganzen Tross Nannys aufgewachsen ist, wollen die jungen Eltern sich selbst um das Kind kümmern. Gesucht wird derzeit für den Kensington Palast lediglich eine Haushaltshilfe.
Damit vollzieht William einen deutlichen Bruch in den royalen Gepflogenheiten: Sein Vater, Prinz Charles, war als Kind bisweilen wochenlang mit Kindermädchen allein im Palast. Oft sah er seine Eltern nur am Wochenende. Später gaben sie ihn ganz ins Internat — eine Entscheidung, die er ihnen öffentlich übel nahm. Doch auch sie waren nur Vorreiter des Wandels in ihrem goldenen Käfig.
Auch William und Harry mussten sich noch — trotz des lockereren Umgangs, den Diana in den Palast brachte — vor allem ans Dienstpersonal halten. Die zwei Prinzen hatten die oberste Etage im Kensington Palast zur Verfügung, wo sie schliefen, spielten, aßen und die Zeit verbrachten.
In den 80ern galt es schon als unziemlich, dass Diana ihre Kinder mit zu Repräsentationspflichten ins Ausland nahm. Bei der Queen war das nicht nur undenkbar — sie selbst war noch viel strikter aufgewachsen: Sie kam im Beisein von Kabinettsministern zur Welt und wurde von Hauslehrern unterrichtet. Die Welt vor den Toren war ihr lange fremd: Einzig eine Nanny schmuggelte sie einmal verkleidet in die Innenstadt.
Während die Queen ihren Charles im Palast allein zur Welt brachte (Gatte Philip vertrieb sich die Zeit auf dem Squash-Platz), konnten Diana und Kate bei der Geburt auf die volle Unterstützung ihrer schon wesentlich moderner eingestellten Ehemänner zählen. Dass William und Kate nun viel Zeit, vielleicht sogar die gesamte Kindheit, mit Baby Cambridge verbringen, ist die nächste kleine Palast-Revolution.
Bei den bürgerlichen Middletons, Kates Eltern, wird der Mini-Thronfolger das sicher privilegierte, aber echte Leben jenseits der noblen, royalen Mauern erleben. Fremdbetreuung in einem Elfenbeinturm kommt für Kate und William nicht in Frage. Nur um eine Sache kommt der Junge nicht herum: Alle Thronfolger müssen Zeit beim Militär absolvieren — wie die Queen beim Militärdienst während des II. Weltkrieges.