"Baby Paul" ausgesetzt - Studentin gesteht vor Gericht
Es war reiner Zufall, dass drei Passanten nachts auf dem Heimweg ein Wimmern hörten und nachschauten, wo es herkam: In einem dichten Gebüsch lag ein kleines Baby. Die Mutter steht jetzt wegen versuchten Totschlags vor Gericht.
Bonn (dpa). Im Bonner Totschlags-Prozess um das ausgesetzte „Baby Paul“ hat die angeklagte Mutter ein umfassendes Geständnis abgelegt. „Ich habe das Kind nicht gewollt“, sagte die 21-Jährige am Montag unter Tränen vor dem Landgericht. Der Vater, ein zwölf Jahre älterer Mann aus Koblenz, mit dem sie eine Wochenendbeziehung führte, sei nicht ihre „Liebe“ gewesen.
„Als ich merkte, dass ich schwanger war und es zu spät für eine Abtreibung war, habe ich alles verdrängt.“ Als sie von ihrem Fußballtrainer, von Freundinnen oder auch den getrennt lebenden Eltern auf ihre körperliche Veränderung angesprochen wurde, reagierte sie mit Ausreden: Neue Pille oder auch zu viel gegessen. Schließlich habe sie eine „Panik davor gehabt, dass ihre Eltern von ihrer Schwangerschaft erfahren könnten“.
Der Kindsvater war ebenfalls nicht eingeweiht. „Das Kind in meinem Bauch gehörte irgendwie nicht zu mir“, erinnerte sich die Angeklagte, die als eine „sehr liebe“, „fröhliche“, „kameradschaftliche“, aber „konfliktscheue“ Person beschrieben wird. Auch nach der Geburt habe sie keine Beziehung zu dem Kind gehabt, die Angst vor einer Entdeckung sei größer gewesen.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Sportstudentin versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Sie ist angeklagt, den Säugling Ende Juni in einem Rucksack in einem Gebüsch in Bonn abgelegt zu haben.