Bahn Hohe Nachfrage zum Verkaufsstart des 49-Euro-Abos

Berlin · Nach monatelangen Diskussionen und politischem Ringen zwischen Bund und Ländern wird es nun konkret: Von diesem Montag an kann das 49-Euro-Abo abgeschlossen werden. Nicht alle sind überzeugt.

Ein ·D-Ticket· im Chipkartenformat.

Foto: dpa/Boris Roessler

Monatelang wurde diskutiert, gestritten und vorbereitet - nun steht es allen zur Verfügung: Seit dem frühen Montagmorgen können Interessenten das 49-Euro-Monats-Abo für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr abschließen. „Der große Erfolg einer Flatrate für den Nahverkehr setzt sich fort“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage. „Die Menschen wollen das Deutschlandticket. Heute Vormittag hatten wir doppelt so viel Traffic auf unseren digitalen Verkaufskanälen wie an einem gewöhnlichen Montag.“ Das Ticket kann auch bei allen anderen regionalen Verkehrsunternehmen und Verbänden gekauft werden. In der Regel ist ein Abschluss auch in den jeweiligen Kundenzentren vor Ort möglich.

Das ab Mai gültige 49-Euro-Ticket gilt als Nachfolger für das 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer. Es ermöglicht bundesweite Fahrten in den Bussen und Bahnen des öffentlichen Nah- und Regionalverkehrs. Das sogenannte Deutschlandticket ist nur als Monatsabo erhältlich und wird als Chipkarte oder Handyticket ausgegeben. Übergangsweise gibt es bis Ende des Jahres auch Papiertickets, die aber digital kontrollierbar sein müssen. Die Papierlösung wurde für Verbünde eingeführt, die für die Digitalisierung noch etwas Zeit brauchen. Der Monatspreis beträgt - wie der Name schon sagt - 49 Euro.

Noch günstiger kann es für Pendlerinnen und Pendler werden, wenn der Arbeitgeber mitzieht. Als Jobticket kostet das Ticket nur 34,30 Euro oder auch weniger. Voraussetzung ist, dass Arbeitgeber mindestens 25 Prozent als Zuschuss geben. Dann gibt es vorerst bis Ende 2024 zusätzlich fünf Prozent Preisabschlag vom Bund dazu.

Das Abo soll den öffentlichen Regional- und Nahverkehr attraktiver und erschwinglicher machen. Nach monatelangem Ringen hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Kosten für das Ticket je zur Hälfte zu tragen. Am vergangenen Freitag hatte der Bundesrat der Maßnahme zugestimmt und damit die letzte politische Hürde aus dem Weg geräumt.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen geht von rund 5,6 Millionen neuen Kundinnen und Kunden aus. Elf Millionen Bestands-Abo-Kunden werden der Prognose zufolge auf das Deutschlandticket wechseln.

An dem Angebot gibt es auch Kritik. Schon im vergangenen Jahr hatte die hohe Nachfrage in Folge des 9-Euro-Tickets den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) an seine Belastungsgrenzen und darüber hinaus gebracht. „Schon heute sind Busse und Bahnen besonders zu den Stoßzeiten rappelvoll, im ländlichen Raum ist das Angebot mickrig, und überall fehlt Personal“, sagte kürzlich Stefan Körzell, Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund. Oberstes Gebot sei deshalb, für den öffentlichen Nahverkehr genug Geld bereitzustellen.

Fahrgastverbände wie Pro Bahn fordern vor allem einen Ausbau der Infrastruktur und mehr Fahrzeuge und Personal, um der hohen Nachfrage überhaupt gerecht zu werden. Selbst ein kostenloser Nahverkehr bringe nichts, wenn die Qualität des Angebots nicht stimme, betonte jüngst der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende, Karl-Peter Naumann. „Damit dieses Ticket für mehr Menschen eine echte Alternative zum eigenen Auto wird, braucht Deutschland jetzt eine Ausbauoffensive für Bus und Bahn“, sagte auch Marion Tiemann, Mobilitätsexpertin von Greenpeace.

(dpa)