Beben im Pazifik löst Tsunami-Alarm auf Hawaii aus

Washington (dpa) - Panik in der Dunkelheit: erst ein Beben, dann Tsunami-Alarm. Die schweren Erdstöße im Pazifik und die Warnung vor den Monsterwellen versetzten die Menschen auf der Urlauberinsel Hawaii in Angst und Schrecken.

Doch dann kamen nur kleine Wellen.

Ein schweres Erdbeben vor der Küste Kanadas hat einen Tsunami-Alarm auf Hawaii und an Teilen der US-Westküste ausgelöst. Doch die befürchteten Riesenwellen blieben aus. Nach dem Beben mit der Stärke 7,7 am Samstagabend (Ortszeit) bei der Inselgruppe Haida Gwaii im Pazifik schwappten nur kleine Tsunamiwellen auf die Aloha-Inseln, teilte das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum mit. Die höchste Welle erreichte rund 40 Zentimeter. Tsunami-Alarm gab es auch in Süd-Oregon und Kalifornien. Dort maß die höchste Woge knapp 70 Zentimeter. Berichte über Opfer oder Schäden gab es zunächst nicht. Zwölf Stunden später bebte bei einem anderen, wesentlich leichteren Erdstoß die Erde in Los Angeles - verletzt wurde niemand.

Auf Hawaii begann es gruselig: Die Halloween-Party in einem Hotelblock der Hauptstadt der Inselgruppe, Honolulu, war mit über Tausend Verkleideten in vollem Gange, als plötzlich die Sirenen losgingen. Quer über die gesamte Inselgruppe zog sich das alarmierende Geräusch in der Nacht. Gute zwei Stunden blieb den Sicherheitsbehörden Zeit, um die Menschen in Sicherheit zu bringen. Zehntausende Bürger aus küstennahen Gebieten mussten in höhergelegene Gebiete gebracht werden.

„Als manche Menschen auch nur das Wort Tsunami hörten, gerieten sie in Panik“, sagte ein Mitarbeiter in einem Hotel der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. Doch dann verlagerte sich die Partygesellschaft einfach nach oben. „Unsere Gäste haben sich auf dem Dach versammelt, um gemeinsam auf die erste Welle zu warten.“

Andere verursachten auf ihrer Flucht aus dem Touristenzentrum mit ihren Autos ein Verkehrschaos. Bürgermeister Peter Carlisle rief im US-Sender CNN alle Bürger auf, ihre Wagen zu verlassen. „Wenn möglich, suchen Sie sich ein Gebäude und steigen in die höheren Stockwerke.“ Rund 80 000 Menschen mussten auf der Insel Oahu ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Auch auf den dünner besiedelten Eilanden flohen Menschen von der Küste ins Inselinnere. Bootsbesitzer wurden aufgefordert, ihre Boote aus den Häfen aufs Meer zu bringen.

Doch als die gefürchtete Welle mit einer knappen halben Stunde Verspätung endlich eintraf, war es selbst für die Experten vor Ort, schwer, sie mit bloßem Auge zu erkennen. „Die Messstationen haben eine Welle von rund 30 Zentimeter registriert“, sagte Victor Sardina vom Warnzentrum der dpa. Das Zentrum hielt die Bevölkerung über mehrere Stunden in Alarmbereitschaft. Erst am frühen Sonntagmorgen gab es Entwarnung. Dennoch wurden die Hawaiianer gebeten, wachsam zu bleiben.

Auch an der US-Küste in Nord-Kalifornien und Süd-Oregon riefen die Behörden Tsunami-Alarm aus. Wie Tsunami-Fachmann Sardina sagte, ist die Welle jedoch lediglich 67 Zentimeter hoch gewesen. Sie sei unter anderem an der Küste bei Arena Cove in Kalifornien gemessen worden. Dort sei nach bisherigen Informationen kein Schaden entstanden.

Auf der Inselgruppe Haida Gwaii vor Kanada, unter der das Zentrum des Bebens in 17 Kilometer Tiefe lag, wurden einige Gebiete evakuiert. Die Gegend ist vor allem von Ureinwohnern besiedelt. Berichte über Opfer oder auch größere Sachschäden gab es nicht. „Es sieht so aus, als seien sowohl die Auswirkungen als auch die Gefahren sehr gering geblieben“, sagte Shirley Bond, die für den Notstand in der kanadischen Provinz British Columbia zuständige Ministerin, dem Sender CBC. Die Wellen erreichten dort ein Höhe von 69 Zentimetern.

Nur zwölf Stunden nach dem schweren Erdbeben im Pazifik wackelten in Los Angeles einige Häuser. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS erreichte das zweite größere Beben des Tages im Westen von Nordamerika eine Stärke von 3,9. Das Zentrum habe sieben Kilometer nordwestlich von San Fernando gelegen. Kaum zu Buche schlug ein Beben der Stärke 2,5 bei Santa Clarita, 40 Kilometer nordwestlich der Stadtmitte von Los Angeles. Verletzt wurde niemand.

Das Geoforschungszentrum in Potsdam erklärte, dass es keinen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen dem Beben in Kanada und einem möglicherweise bevorstehenden Superbeben im St.-Andreas-Graben, einer Verwerfung nahe der kalifornischen Küste, gibt. Städte wie San Francisco und Los Angeles müssten mit der ständigen Gefahr leben, sagte Sprecher Franz Ossing.