Benediktiner Anselm Grün: „Normalerweise kaufe ich mir nichts“

Pater Anselm Grün ist einer der erfolgreichsten christlichen Autoren der Gegenwart. Trotz des Ruhms ist er bescheiden: Er habe im Kloster alles.

Foto: Peter Kneffel

Wittlich. Benediktinerpater Anselm Grün (69) schreibt übers Glück, die Lebenskunst und das Älterwerden: Mit seinen theologisch-psychologischen Ratgebern erreicht der Mönch aus der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg zig Millionen Leser. Rund 300 Werke hat der 69-Jährige verfasst: mit einer Gesamtauflage von 16 Millionen Exemplaren und in 30 Sprachen übersetzt.

Foto: dpa

Pater Anselm, Sie sind einer der meistgelesenen christlichen Autoren der Welt. Welchen Nerv der Menschen treffen Sie?

Pater Anselm: Ich glaube, ich treffe eine tiefe Sehnsucht der Menschen nach einer gesunden christlichen Spiritualität. In einer Sprache, die nicht moralisierend, nicht rein theologisch ist, sondern die sie anspricht, die einfach ist und die nicht bewertet.

Sie geben auch Kurse für Manager. Was suchen die bei Ihnen?

Pater Anselm: Das sind zwei Dinge: Einmal merken sie, dass nur die Orientierung am Geld nicht weiterhilft. Denn sie suchen Werte. Wie können sie ihre Firma wertvoll machen mit Werten? Eine Firma ohne Werte wird wertlos. Und das Zweite ist persönliche Hilfe: Wie kann ich in dieser Welt, wo immer mehr Druck ist, bestehen, ohne erdrückt zu werden und ohne auszubrennen.

Sie sind ja auch oft im Stress. 300 Bücher insgesamt, 200 Vorträge im Jahr. Welches Ritual nutzen Sie zum Abschalten?

Pater Anselm: Ich habe das Klosterleben. Die ersten drei Stunden am Morgen sind Stille und Gebet. Das eine ist das Abschalten und das Ritual, dass ich am Abend meinen Tag noch einmal Gott hinhalte in einer kurzen Gebärde. Aber das andere ist auch die Einstellung: Ich bin nicht im Stress, wenn ich mich nicht unter Druck setze.

Sie sind mit Ihren Millionenauflagen sicher ein reicher Mann. Leisten Sie sich auch mal was?

Pater Anselm: Ich brauche kein Geld. Ich habe auch keine Privilegien gegenüber den anderen. Natürlich, wir kriegen Essen. Wenn ich Seife brauche, gehe ich zum Hausmeister. Aber ich kauf mir normalerweise gar nichts.

Ihre Eltern stammen aus der Eifel?

Pater Anselm: Ja, meine Mutter stammt aus Dahlem. Sie hat bis zum Lebensende immer noch Eifeler Platt gesprochen — obwohl sie ja 60, 65 Jahre in München gewohnt hat.

Bei all den Ratgebern, die Sie schreiben: Sind Sie selbst manchmal ratlos?

Pater Anselm: Für mich selber weiß ich schon immer Wege. Ich schreibe meine Bücher auch für mich selber. Dass ich nicht immer selbst dem entspreche und dass ich mir das auch immer wieder selbst sagen muss, das ist ebenfalls klar.