Bernhard Grzimek: Er schuf einen Platz für Tiere
Pionier: Der Zoodirektor und Naturschützer Bernhard Grzimek wäre heute 100 Jahre alt geworden.
Frankfurt. "Guten Abend, meine lieben Freunde" - schon wenn Bernhard Grzimek leicht näselnd seine Zuschauer begrüßte, versuchten Millionen Familien herauszufinden, welches Tier er wohl diesmal mit ins TV-Studio gebracht hatte. Geparden, Affen oder Schlangen aus dem Frankfurter Zoo assistierten, wenn Grzimek "Ein Platz für Tiere" präsentierte.
Seit den 1950er Jahren brachte der Mann, der heute 100 Jahre alt geworden wäre, die Tierwelt ferner Länder fast in 175 Sendungen 30 Jahre lang regelmäßig in die Wohnzimmer - Infotainment zur besten Sendezeit. Der studierte Tierarzt war aber weit mehr als ein netter Fernsehonkel. Seine Biografin Claudia Sewig beschreibt ihn als eitel, streitbar und ungeheuer fleißig.
Er verfasste zahlreiche Bücher und gilt als Pionier des Naturschutzes in Deutschland und Afrika. Seine Popularität nutzte er geschickt für Kampagnen gegen das Robbenschlachten oder die Käfighaltung von Hühnern. "Insbesondere hat er es verstanden, die damals neuen Massenmedien Film und Fernsehen für seine Zwecke zu nutzen", sagt Manfred Niekisch, sein Nachfolger als Direktor des Frankfurter Zoos. "Ohne Grzimek wäre die Serengeti in Tansania heute ein Acker."
Für seinen 1959 entstandenen Film "Serengeti darf nicht sterben" erhielt Grzimek 1960 als erster Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar. Doch bei den Dreharbeiten stürzte sein Sohn Michael mit dem Flugzeug ab. Grzimek überwand diesen Schicksalsschlag nie, seine Ehe zerbrach daran. 19 Jahre nach dem Tod Michaels heiratete er dessen Witwe Erika und adoptierte ihre Kinder.
Der Zoodirektor trat immer seriös gekleidet auf, pflegte aber auch einen Sinn für derben Humor, legte gerne Furzkissen und künstliche Hundehaufen aus. Während eines Banketts in Simbabwe habe er seiner Tischnachbarin eine lebendige Gottesanbeterin in den Ausschnitt gesteckt, erzählt sein Mitarbeiter Markus Borner. Die Frau fiel in Ohnmacht. Zur Marotte wurde das Platzieren von Aufklebern der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Besonders stolz war er, wenn er sie in Damentoiletten anbringen konnte.
Obwohl er sich nicht gut fühlte, besuchte der 77-jährige Bernhard Grzimek am 13.März 1987 einen Zirkus in Frankfurt. Während der Tiger-Nummer brach er tot zusammen. Seinem Wunsch gemäß wurde die Urne mit seiner Asche neben dem Grab seines Sohnes Michael in Tansania beigesetzt.