Johannes B. Kerner wird Superstar bei Sat.1
Beim ZDF konnte der Viel-Moderator seine Forderungen für einen neuen Vertrag nicht durchsetzen. Nach zwölf Jahren verlässt Kerner den Sender.
Mainz/Hamburg. Da sendet Johannes B. Kerner fast Tag für Tag im ZDF mit stets breitem Lächeln vor sich hin - und dann das: Nach zwölf Jahren verlässt der Allzweck-Moderator den Sender. Zum Jahreswechsel kehrt er zum Privatsender Sat.1 zurück, wo er in den 90er Jahren durch die Bundesligasendung "ran" bekannt geworden ist.
Dort soll Kerner ein wöchentliches journalistisches Live-Magazin mit Gästen moderieren, teilte Sat.1 am Mittwoch mit. Das produziert er wie bisher selbst. Außerdem wird er die Free-TV-Spiele der Champions-League und des Uefa-Cup präsentieren.
Das ZDF hatte dem 44-Jährigen, der als freier Mitarbeiter für den Sender arbeitet, zuvor eine Verlängerung seines zum Jahresende auslaufenden Vertrages um drei Jahre angeboten. Man sei jedoch nicht bereit gewesen, allen Wünschen des Moderators entgegenzukommen, hieß es am Mittwoch. Die Überraschung über den Wechsel halte sich in Grenzen, weil Kerner keinen Hehl daraus gemacht habe, dass ihm ein Angebot vorliege.
Der Moderator mit dem Plüsch-Image hat offenbar hart verhandelt. Branchenkenner sehen das Konfliktpotenzial weniger in der absoluten Höhe des Honorars. Er wollte vielmehr eine deutlich längere Laufzeit als die angebotenen drei Jahre. Außerdem wollte er seine Talkshow weiter vom Sender lösen. Damit dürfte er beim ZDF aber auf Granit gebissen haben, schließlich hat es seit Jahren darüber Differenzen gegeben.
ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender kritisierte ihn öffentlich für seine Nähe zu Boulevardthemen und für seine Werbeverträge mit Air Berlin. Kerner fand auch nichts dabei, zeitgleich Joachim Hunold, den Chef der Fluggesellschaft, zwei Mal in seine Sendung zu laden.
Auch der Rauswurf der früheren "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman aus seiner Show geriet zum Eklat. Kerner sagte später, die Sendung sei "redaktionell nicht zu Ende gedacht gewesen".
Zum Abschied gibt sich das ZDF höflich versöhnlich. Intendant Markus Schächter erklärt: "Wir hatten zwölf erfolgreiche Jahre miteinander." Er äußerte aber auch "Verständnis dafür, dass Johannes Kerner jetzt nach neuen Horizonten strebt". Sendersprecher Alexander Stock hat ebenfalls nur lobende Worte: "Johannes B. Kerner hat einen tollen Job gemacht. Er war ein Gesicht des Senders, daher ist sein Wechsel ein Verlust für uns."
Wer Kerners zahlreiche Sendeplätze von 2010 an übernimmt, ist noch unklar. Möglicherweise rechnet sich Markus Lanz, der seine frühere Kochshow präsentiert und von ZDF-Programmchef Thomas Bellut auch sonst als Ersatzmann aufgebaut wurde, einige Chancen aus.
Doch wer künftig den großen Zampano bei Fußball-Länderspielen und beim Jahresrückblick geben soll, darüber wird man beim ZDF länger grübeln. Man geht aber davon aus, dass Kerner seinen Vertrag bis zum Jahresende erfüllt.
Sat.1 jubelt über seinen neuen Starmoderator, dürfte für ihn aber tief ins Portemonnaie greifen. Schließlich kann der Sender ihm eine so ausgedehnte Bildschirmpräsenz wie bisher nicht so schnell bieten. Über einen TV-Jahresrückblick wird aber schon gesprochen.