Beute im Wert von 650.000 Euro: Polizei fasst in NRW tätige Einbrecherbande
Über eine selbstgeknüpfte Strickleiter gelangten die Einbrecher in die Wohnungen. Die Polizei ermittelte mindestens neun Verdächtige. Ein aufmerksamer Nachbar gab den entscheidenden Tipp.
Bonn (dpa). Die Bonner Polizei hat einer mobilen und straff organisierten Einbrecherbande das Handwerk gelegt. Sie soll allein in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres 190 Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche in 47 nordrhein-westfälischen Städten begangen haben. Der Wert der Beute wird auf 650.000 Euro geschätzt. Der angerichtete Sachschaden beläuft sich nach Polizeiangaben vom Freitag auf rund 70.000 Euro. Drei Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft, vier weitere müssen mit einem Strafverfahren rechnen. Zudem sitzen zwei weitere Tatverdächtige wegen anderer Vergehen in Finnland derzeit mehrjährige Haftstrafen ab. Sie hatten sich nach Skandinavien abgesetzt.
Alles begann am 13. Dezember mit dem Anruf eines Zeugen bei der Bonner Polizei. Ihm war ein vor seinem Haus parkender Wagen mit Hagener Kennzeichen und drei Insassen nicht geheuer vorgekommen. Als ein Streifenwagen vor dem Haus auftauchte, fuhr das Auto davon. Die Polizei stoppte den Wagen, in dem allerdings nur der 21-jährige Fahrer saß. Bei der Überprüfung wurden Einbruchswerkzeug und Wertsachen entdeckt, die aus mehreren Einbrüchen vom selben Tag in Bonn stammten. Der Fahrer sitzt in Untersuchungshaft. Mit 50 Einbrüchen allein in Bonn war die Bundesstadt Tätigkeitsschwerpunkt der Bande.
Die weiteren Ermittlungen führten zu Einbrüchen in Remscheid und Wuppertal. So kamen die Beamten den beiden 23 und 25 Jahre alten Männern auf die Spur, die der Zeuge in Bonn im Auto gesehen hatte. Sie hatten sich inzwischen nach Finnland abgesetzt. Schließlich stießen die Ermittler auf weitere sechs Verdächtige, fünf Männer und eine Frau im Alter von 21 bis 39 Jahre. Sie wurden bei Wohnungsdurchsuchungen Ende März in Hagen, Mettmann, dem Märkischen Kreis und Olpe festgenommen. Zwei Männer sitzen seitdem in Untersuchungshaft, die anderen erwartet ebenfalls ein Strafverfahren.
Es gebe auch Hinweise auf Zusammenhänge mit Einbrüchen in Norwegen, Süddeutschland und der Schweiz, sagte der Leiter der Ermittlungsgruppe, Bernd Junkersfeld. Die Täter seien überwiegend in Mehrfamilienhäusern eingebrochen und dort bevorzugt in Wohnungen in den oberen Etagen. Dazu benutzten sie eine aus zwei Seilen zusammengebaute Konstruktion, auf der sie wie auf einer Strickleiter außen am Haus hinaufklettern konnten. Am oberen Ende der Leiter war ein Haken, der in Balkongeländer oder Fenster eingehängt werden konnte.