Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt
Norristown (dpa) - Zum ersten Mal nach zahlreichen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs ist der amerikanische Komiker Bill Cosby angeklagt worden. Der Staatsanwalt in der Stadt Norristown in Pennsylvania, einem Vorort von Philadelphia, erhob gegen den 78-Jährigen am Mittwoch den Vorwurf der schweren sexuellen Nötigung.
Wenn es zu einer Verurteilung kommt, drohen Cosby zehn Jahre Haft.
Der Fall liegt schon mehr als zehn Jahre zurück und unmittelbar danach, Anfang 2004, hatte sich die Frau schon einmal an die Behörden gewandt. Damals habe es aber nicht genügend Beweise gegeben, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Cosby soll die damals 31-Jährige, Angestellte einer Universität, als Mentor betreut haben. In seinem Haus soll er sie unter Drogen gesetzt und missbraucht haben.
Die Beweislage sei „erdrückend“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele. „Mr. Cosby hat das Opfer gedrängt, Pillen zu nehmen und Wein zu trinken. Danach war sie bewegungsunfähig und Mr. Cosby hat sie sexuell missbraucht“, sagte er.
Nach den Gesetzen des Staates Pennsylvania ist das schwere sexuelle Nötigung. Weil Cosby nicht mit seinem Geschlechtsteil in sie eingedrungen sein soll, sondern mit seinen Fingern, wurde er nicht der Vergewaltigung angeklagt. Das Strafmaß ist aber ähnlich.
Cosby, in Deutschland vor allem als lustiger Familienvater aus der Serie „Die Bill Cosby Show“ bekannt (zum Teil auch als „Bill Cosbys Familienbande“ gesendet), sieht sich den Vorwürfen von mehr als einem Dutzend Frauen gegenüber. Fast alle werfen ihm vor, sie mit Drogen wehrlos gemacht und dann missbraucht zu haben.
Cosby hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. „Wenn ich wirklich schuldig bin, warum gibt es dann keine Anklage?“, hatte er immer wieder gesagt. Jetzt ist die erste Anklage da.
Der Vorfall wäre nach zwölf Jahren verjährt - also in wenigen Wochen. „Im Sommer dieses Jahres haben wir neue Beweismittel bekommen und wir sind durch eine große Menge Material gegangen“, sagte Staatsanwalt Steele. „Es gibt jetzt sehr viele Fakten, die die Vorwürfe untermauern.“ Die Frau, die wieder in ihrer Heimat Kanada lebt, wolle mit den Strafverfolgern zusammenarbeiten.
Cosbys Anwälte waren vorerst nicht zu erreichen. Steele deutete allerdings an, dass der Schauspieler die Anklage anfechten wolle.
Cosby hatte erst vor etwa zwei Wochen mehrere Frauen wegen übler Nachrede verklagt. Jeden Vorwurf hat er bisher bestritten. Im Falle der Kanadierin hatte er zwar sexuelle Kontakte bestätigt, die seien aber einvernehmlich gewesen.