Biografie: König Carl Gustaf im Zwielicht
Schweden diskutiert über ein Buch mit angeblichen Enthüllungen zum Privatleben des Monarchen. Der Regent selbst sagt wenig dazu.
Stockholm. Schwedens König Carl Gustaf hat sich unbändig auf seine China-Reise in dieser Woche gefreut. So sagte es der Regent vor dem Abflug nach Peking. Und viele Menschen glaubten das dem Ehemann von Königin Silvia. Denn Carl Gustaf kann beim Staatsbesuch in Asien für eine Weile den unangenehmen Schlagzeilen zu Hause entfliehen.
In Schweden wird diskutiert, ob man es akzeptieren kann, wenn ein Monarch wilde Privatfeste mit Gastgebern aus halbseidenen Kreisen gefeiert haben sollte. Und ob dies oder eine mögliche Geliebte ein Staatsoberhaupt erpressbar machen könnten.
Die Debatte hatten der Journalist Thomas Sjöberg und zwei Mitautoren ausgelöst, die eine Biografie des Königs vorlegten. Das Buch heißt "Den motvillige monarken" ("Der widerwillige Monarch") und darin sind mehr oder weniger vage belegte Geschichten etwa über mögliche Nachtclub-Besuche des Königs und über eine alte, angebliche Affäre mit einer früheren Popsängerin zu finden.
Ausschweifende Herrenabende mit Freunden sollen Anfang der 1990er Jahre sogar in einem illegalen Stockholmer Nachtclub stattgefunden haben. Der damalige Betreiber sei ein bekannter Krimineller gewesen, heißt es in dem Buch. Als Quellen dienten den Autoren vor allem Gespräche mit Frauen, die in diesen Nächten dabei gewesen sein wollen. Allerdings werden die meisten nicht namentlich genannt, so dass Zweifel bleiben.
Dem Absatz des Buches schadete das nicht. Die erste Auflage (20000) war binnen weniger Tage vergriffen. Auch dass die liberale Tageszeitung "Dagens Nyheter" den Inhalt als "Mischmasch aus aufgekochtem Biografischen, verzweifelter Skandaljagd und unfreiwillig komischem Gefasel" niedermachte, tat dem Interesse wenig Abbruch.
Zum Vergleich: Die Hochzeitserinnerungen der Kronprinzessin Victoria und ihres Mannes gingen in fünf Monaten gerade einmal 1400 Mal über die Ladentische.
Der König hatte nach den sensationell aufgemachten Schlagzeilen über das Buch erklärt, das sei alles so lange her, dass er gemeinsam mit Ehefrau Silvia beschlossen habe, nach vorn zu schauen: "Wir schlagen ein neues Kapitel auf." War das nun eine indirekte Bestätigung oder ein königlich-vornehmes Dementi? Das fragen sich viele.
Er selbst habe das Buch gerade erst bekommen und noch keine Zeit zum Lesen gehabt, beschied Carl Gustaf vorige Woche nach der Elchjagd 60Journalisten, die zu einer "kurzen Erklärung" in den Wald bei Halle Hunneberg geeilt waren.
Unter anderem die Boulevardzeitung "Aftonbladet" fand danach, dass ein gekröntes Staatsoberhaupt heute nicht mehr so locker Fragen abweisen sollte, die "das ganze Land bewegen". Hofsprecherin Nina Eldh mochte das alles nicht kommentieren: "Wir haben zu dem Buch nichts mehr zu sagen." Viele PR-Experten finden das "unzeitgemäß arrogant".