Blutiges Finale vor der Küste Somalias

Nach fünf Tagen in Geiselhaft entschieden sich die US-Militärs zur Befreiungsaktion.

Nairobi. Der Nervenkrieg um den entführten US-Schiffskapitän Richard Phillips endete vor der Küste Somalias mit einem blutigen Showdown. US-Elitesoldaten töteten drei der Piraten, der vierte hatte sich ergeben.

Fünf Tage lang hatten die Familie des 53-Jährigen, die Reederei und viele Amerikaner, für die der grauhaarige Kapitän zum Helden wurde, um das Leben von Richards gebangt.

Denn während seine 20-köpfige Crew am Mittwoch das zuvor geenterte Containerschiff "Maersk Alabama" wieder unter Kontrolle bringen konnte, flohen die vier Piraten mit Phillips auf ein Rettungsboot. Umgeben von US-Kriegsschiffen, war Phillips seinen Entführern ausgeliefert. Ein Versuch des Kapitäns, ihnem davonzuschwimmen, scheiterte.

Nicht nur die Unterhändler dürften sich gefragt haben, ob und wann die Nerven der Piraten nach tagelangem Belagerungszustand auf hoher See blank lagen. Tatsächlich soll zum Zeitpunkt der Befreiungsaktion ein Pirat mit einem Schnellfeuergewehr auf den Rücken des 53-Jährigen gezielt haben.

Zudem drängte die Zeit - das Boot war bereits in Küstennähe. Für die US-Militärs stand fest, dass Phillips keinesfalls an Land verschleppt werden dürfe. Im unzugänglichen Bergland der halbautonomen Region Puntland haben die Piraten zahlreiche Schlupfwinkel.

Bereits am Karfreitag entschlossen sich französische Truppen in einer ähnlichen Situation zum Einschreiten und stürmten die gekaperte Jacht "Tanit" mit fünf Geiseln an Bord, darunter ein dreijähriges Kleinkind. Doch der Zugriff endete tragisch mit dem Tod des 27-jährigen französischen Familienvaters.

Es war das erste Mal, dass somalische Piraten ein amerikanisches Schiff angegriffen und einen US-Amerikaner in ihrer Gewalt hatten. Für die Supermacht USA wäre es nicht nur eine Demütigung gewesen, hätten die Piraten des bitterarmen, von Anarchie geprägten Krisenstaates am Horn von Afrika mit Phillips ein Lösegeld erpressen können.

Derweil wächst die Sorge um das Schicksal der mehr als 220 Seeleute, die derzeit in der Gewalt von Piraten sind - unter ihnen auch fünf Deutsche. Bisher verliefen die Überfälle meist unblutig. Nach dem Tod von insgesamt fünf Piraten bei zwei Befreiungsaktionen innerhalb einer Woche könnten sich westliche Gefangene jedoch nun Racheakten ausgesetzt sehen.

Die Piraten sind zwar vor allem an Geld interessiert, doch der Tod der Freibeuter durch US-Scharfschützen könnte radikalislamischen Milizen in Somalia neue Propagandaargumente verschaffen.