Bochum: Entflohener Verbrecher saß auf dem Dachboden
Bange Stunden im Ruhrgebiet: Im Bochumer Gefängnis fehlt beim Frühstück ein Schwerverbrecher. Polizisten warnen die Bürger. Da wird der Mann gefunden. Er hatte es nur bis auf den Dachboden geschafft.
Bochum/Düsseldorf. Ein Schwerverbrecher, der im Bochumer Gefängnis seine Gitterstäbe durchgesägt hat, ist nach wenigen Stunden auf einem Dachboden der Justizvollzugsanstalt entdeckt worden. Das teilte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Justizministeriums in Düsseldorf nach der Festnahme des Mannes am Montag mit.
Die Polizei hatte schon eine landesweite Fahndung eingeleitet, da spürten Gefängnisbeamte den als gefährlich eingestuften 50-Jährigen aus Viersen bei einer Durchsuchung auf. „Er hat es nie geschafft, die JVA zu verlassen“, sagte der Ministeriumssprecher. Der Mann sitzt seit knapp 30 Jahren fast ununterbrochen in Haft. Er soll mittelfristig in der Sicherungsverwahrung untergebracht werden.
Bei der Frühstücksausgabe um 6.00 Uhr war der 50-Jährige nicht in seiner Zelle gewesen. Das Zellengitter war durchgesägt. Die Polizei hatte darauf das weitläufige Gefängnisgelände in der Bochumer Innenstadt abgesucht und dabei auch einen Hubschrauber eingesetzt. „Offensichtlich hatten die Spürhunde ihn nicht gewittert, weil er über das Dach geklettert war“, sagte der Ministeriumssprecher. Bei einer Durchsuchung der Dachböden wurde der flüchtige Häftling dann gegen 15.00 Uhr entdeckt. „Er hatte sich dort versteckt und ließ sich widerstandslos festnehmen“, erläuterte ein Polizeisprecher.
Ermittler reagierten mit Erleichterung auf die Festnahme. Sie hatten mit Blick auf die Vergangenheit des Mannes ausdrücklich vor dessen Gefährlichkeit gewarnt. „Nach seinen Raubtaten sind zwei Menschen verstorben“, sagte der Polizeisprecher. Der Mann sitzt unter anderem wegen schweren Raubes mit Todesfolge und sexueller Nötigung in Haft.
Der Viersener war 1983 verurteilt worden, hatte dann aber 1997 erste Haftlockerungen bekommen, damals noch in Düsseldorf. Nach einem Jahr ohne Auffälligkeiten war der Häftling 1998 bei Arbeiten im Außenbereich des Gefängnisses geflohen. Daraufhin hatte er in Neuss mit einem Komplizen ein Paar in dessen Wohnung überfallen. Dabei hatte er umgerechnet knapp 30 000 Euro und Schmuck erbeutet. Zudem hatte er laut Urteil einen Überfall auf einen Juwelier geplant. Für diese Taten sitzt er zurzeit ein. Im Anschluss greift wieder eine alte Verurteilung zu lebenslanger Haft und Sicherungsverwahrung.
Die JVA in Bochum war vor einem Jahr mit einem - gelungenen - Fluchtversuch schon einmal in die Schlagzeilen geraten. Damals war ein Untersuchungshäftling mit zwei waghalsigen Sprüngen getürmt. Er war durch eine Dachluke auf das Dach eines Hafthauses geklettert und dann sechs Meter tief auf ein Flachdach gesprungen. Von dort aus sprang er rund fünf Meter tief in die Freiheit, floh über einen Bürgersteig und verschwand. Er ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. dpa