Bombe sollte möglichstviele Menschen töten
Islamist Marco G. (26) muss sich wegen versuchten Mordes verantworten.
Karlsruhe/Bonn. Wegen der versuchten Bombenanschlags im Bonner Hauptbahnhof vor etwas mehr als zwei Jahren und dem vereitelten Attentat auf einen Pro-NRW-Politiker hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen vier mutmaßliche Islamisten erhoben. Die Männer waren kurz vor dem geplanten Attentat auf den Pro NRW-Vorsitzenden Markus Beisicht in Leverkusen, Bonn und Essen festgenommen worden.
Für die Anschlagsplanung hätten sie keinen direkten Auftrag ausländischer Terrorgruppen erhalten, sagte Generalbundesanwalt Harald Range. Er verwies dagegen auf die Gefahr militant-religiöser Propaganda. In diesem Umkreis haben Ermittlungsbehörden zuletzt wiederholt vor salafistischen Gruppen gewarnt. Diese nannte Range aber nicht explizit.
Alle vier sind wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung, der Verabredung zum Mord und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Der 26-jährige Deutsche Marco G. muss sich außerdem wegen versuchten Mordes und versuchter Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion verantworten. Der Konvertit soll am 10. Dezember 2012 im Bonner Hauptbahnhof in einer Sporttasche eine selbstgebaute Rohrbombe am Gleis 1 abgestellt haben.
Der Sprengsatz habe möglichst viele Menschen töten sollen, erklärte die Bundesanwaltschaft. Die Bombe explodierte jedoch nicht, weil sie den Ermittlern zufolge entweder falsch konstruiert oder aber die Zündvorrichtung instabil war.
Die Menschen am Bonner Hauptbahnhof kamen mit dem Schrecken davon. „Im Falle seiner Explosion hätte der Sprengsatz tödliche Wirkung für die Menschen auf dem Bahnsteig entfaltet“, erklärte die Bundesanwaltschaft. Zu dem gescheiterten Bahnhofsanschlag hat die Bundesanwaltschaft keine Hinweise auf weitere Tatverdächtige.
Auf den mutmaßlichen Täter stießen die Ermittler dann im Zusammenhang mit einem geplanten Attentat auf den Vorsitzenden von Pro NRW, Markus Beisicht. Auf diesen hätte das Quartett seine Anschlagspläne im Februar 2013 konkretisiert, sagte Range.
Die vier Männer — außer G. noch der albanische Staatsangehörige Enea B. (43), der Deutsch-Türke Koray D. (25) und der Deutsche Tayfun S. (24). — hätten dessen Wohnort ausgespäht, mögliche Fluchtwege erkundet und sich zwei Schusswaffen, Schalldämpfer sowie Sprengstoff besorgt. Kurz bevor sie die Tat umsetzen konnten, wurden die Männer in der Nacht vom 12. zum 13. März 2013 festgenommen. Die vier hätten „die im Wahlkampf zur Schau gestellten Mohammed-Karikaturen“ als eine „zu bestrafende Provokation“ empfunden, sagte Range. Diese Zeichnungen in einer dänischen Zeitung, eine Karikatur des Propheten Mohammed mit einem als Bombe gestalteten Turban, hatten 2006 heftige Unruhen in der arabischen Welt ausgelöst. Damals wurden Botschaften westlicher Länder in Brand gesetzt, mehr als 150 Menschen kamen ums Leben. Red