Biograf Peter Bizer: „Hoeneß lässt Niederlagen nicht zu“
Der Biograf Peter Bizer über den Ex-Bayern-Präsidenten und dessen Welt.
Leipzig. Pünktlich zum spektakulären Steuerprozess erschien Peter Bizers Werk „Nachspiel“ mit dem Untertitel „Mensch, Macher, Mythos“ über Uli Hoeneß. Wir erwischten ihn auf der Leipziger Buchmesse wenige Minuten nach Bekanntwerden der neuen Entwicklung um den nun Ex-Bayern-Patron.
Herr Bizer, das nennt man wohl eine Punktlandung. Uli Hoeneß als großes Thema in der Republik, und Sie liefern das Buch dazu.
Peter Bizer: Ich kann mich nicht beschweren, der Zeitpunkt war schon richtig gewählt. Viel größer hätte das Interesse jedenfalls nicht sein können.
Hoeneß hat sich wohl über seine Rechtsbeistände hinweggesetzt, die in Revision gehen wollten. Warum?
Bizer: Weil er einer ist, der Entscheidungen selbst treffen will. Ich bin mir sicher, dass er sich mit seiner Familie beraten hat. Die ist ihm sehr wichtig. Er hat eine sehr bodenständige Frau, sein Sohn hat sich als Unternehmer ein eigenes Profil und Ansehen geschaffen, auch die Tochter ist eingebunden.
Aber die Entscheidung hat er getroffen?
Bizer: Wohl im Einvernehmen mit der Familie, wie ich es einschätze. Aber Hoeneß ist nun einmal einer, der sagt: Jetzt beiße ich in den sauren Apfel und ziehe das durch. Wobei: So schlecht wird es ihm in der JVA Landsberg am Lech nicht ergehen. Man muss wissen, dass er einige einflussreiche Fürsprecher hat. So etwas darf man in Bayern nicht unterschätzen.
Gab es eine Alternative zum Rücktritt von seinen Bayern-Ämtern?
Bizer: Nein, aber es wird schwer sein, dem Verein ein neues Gesicht zu geben. Gar nicht so sehr, was den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden anbelangt, sondern es geht eher um die Identifikationsfigur Präsident. Karl-Heinz Rummenigge wäre der einzige mit Stallgeruch, der übrig bliebe, aber er hat eine andere Art als Hoeneß und kommt im Volk nicht so an, ebenso wenig wie es ein Paul Breitner täte. Wenn Franz Beckenbauer nicht will, hat Edmund Stoiber meiner Meinung nach die besten Chancen für das Präsidenten-Amt.
In Ihrem Buch heißt es an einer Stelle: „Er ist Ankläger und Richter in einer Person“. Wie ist das zu verstehen?
Bizer: Er hat sich seit Karrierebeginn nicht verändert, sondern wollte immer derjenige sein, der das Heft des Handelns in der Hand hatte. Deswegen hat er sich seine eigene Welt geschaffen mit seinen Normen und Werten. Sein Charakter lässt Niederlagen eigentlich nicht zu. Im Prinzip hält er sich für den Mittelpunkt der Erde.
Aber jetzt hat er doch die richtige Entscheidung getroffen?
Bizer: Sie wird akzeptiert, man zieht den Hut davor, dass er einsitzen wird. Wie gesagt: Ganz ohne Eigennutz wird er das nicht tun. Im Falle einer Revision wäre womöglich noch viel mehr durchgesickert, das Uli Hoeneß zum Nachteil gereicht hätte.