Hoeneß gewinnt mit seinem Schritt „Respekt“
Berlin (dpa) - Uli Hoeneß hat mit seinem Verzicht auf Revision und seinem Rücktritt als Präsident und Aufsichtsratschef des FC Bayern München in Politik, Gesellschaft und Sport Achtung gewonnen.
So äußerte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „hohen Respekt“ für die Entscheidung des 62-Jährigen, das Hafturteil wegen Steuerbetrugs zu akzeptieren. Nachdem Hoeneß zu Beginn des Prozesses auch Häme einstecken musste und er nach dem Urteil aus der Fußball-Bundesliga Aufmunterung bekam, bekundeten nun auch andere Persönlichkeiten wie Franz Beckenbauer, Linke-Fraktionschef Gregor Gysi und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihren „Respekt“.
„Seine Erklärung zeigt, dass er ein Mensch mit Format ist. Er hat sehr verantwortlich gehandelt, indem er auf die Revision verzichtet und seine Ämter niedergelegt hat“, sagte Seehofer dem „Handelsblatt“. Aus Sicht von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi zeigte Hoeneß „auch Einsicht in seine Schuld“. „Die Rechtsprechung hat dafür gesorgt, dass der ehrliche Steuerzahler nicht der Dumme ist.“
Hoeneß akzeptierte das Urteil von dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung und kündigte an, auf Rechtsmittel zu verzichten. Seine Ämter beim FC Bayern legte er mit sofortiger Wirkung nieder. Dieser Entscheidung begegnete auch Franz Beckenbauer mit „Respekt“. „Es tut mir für Uli persönlich sehr leid“, schrieb Beckenbauer auf Twitter. „Sie zeigt seine menschliche Größe“.
In der Fußball-Bundesliga wird der Schritt des Münchner Club-Patriarchen am Wochenende nicht nur beim Spitzenspiel zwischen den Bayern und Bayer Leverkusen Gesprächsthema sein. Trainer Mirko Slomka vom Hamburger SV wollte sich viele andere nicht dazu äußern, Freiburgs Christian Streich zeigte dagegen „großen Respekt“ für Hoeneß' Leistung im deutschen Fußball. „Meine Oma hat stets gesagt, wer ohne Schuld sei, werfe den ersten Stein. Ich werfe keinen“, sagte Streich.
Hoeneß' Nachfolge als Aufsichtsratschef trat Adidas-Chef Herbert Hainer bis auf weiteres an. „Uli Hoeneß hat mit seinen Führungsqualitäten, seinem hohen persönlichen Einsatz und seiner herausragenden Lebensleistung immer dem Wohle des FC Bayern München gedient“, erklärte Hainer in einer Mitteilung des Aufsichtsrats.
Mit Respekt reagierte auch die Allianz, die als ein Sponsor und wie andere Unternehmen an der FC Bayern München AG beteiligt ist. „Wir danken Uli Hoeneß für seine außerordentlichen Verdienste beim FC Bayern“, hieß es bei dem Versicherer in München. Dem hatte auch Autobauer Audi, der Anteilseigner an der FC Bayern München AG ist, nichts hinzuzufügen.
Viele internationale Medien griffen das Urteil vom Donnerstag auf. „Die sportlichen Erfolge und Erinnerungen retteten ihn nicht“, schrieb beispielsweise die italienische Zeitung „La Repubblica“. Der österreichische Standard sah einen „Absturz, wie man ihn in Deutschland in dieser Form noch nicht gesehen hat.“ Aus Sicht von „El Periódico“ in Spanien ist das Urteil „ein Schlag für das Image des besten deutschen Fußballclubs.“ Die spanische Zeitung „Marca“ meinte: „Uli, Du hast ein Problem!“