Braunkohletagebau Hambach schluckt „Schumi-Kartbahn“ - Ralf Schumacher gibt nicht auf
Hier sind die Schumacher-Brüder in ihre außergewöhnliche Rennfahrer-Karriere gestartet. Doch nun steht die berühmte Kart-Bahn in Kerpen wegen der Braunkohle vor dem Aus. Ralf Schumacher will das noch nicht akzeptieren.
Kerpen. Mit Emotionen gewinnt man keine Rennen. Ralf Schumacher wirkt sehr nüchtern: „Ich bin hier aufgewachsen. Mit sechs Jahren bin ich hierher gezogen, da haben wir da oben gewohnt“, sagt der frühere Formel-1-Pilot und richtet seinen Blick am Mittwoch auf das Haus an der Kartbahn. Nun steht die berühmte Rennstrecke in Kerpen ersatzlos vor dem Aus. Der rheinische Braunkohletagebau Hambach wird das Areal laut RWE Power nach 2020 in Anspruch nehmen.
Es ist nicht irgendeine Kartbahn, sondern die berühmte „Schumi-Kartbahn“ in Kerpen-Manheim. Er und sein Bruder Michael haben hier in jungen Jahren ihre Karriere gestartet, jede freie Minute auf der Bahn verbracht. „Die Kartbahn ist für mich gleichbedeutend mit Zuhause“, hatte Michael Schumacher einmal gesagt.
„Vor vielen Jahrzehnten war ja klar, dass hier mal die Braunkohle kommt, das wussten wir alle. Irgendwann holt das einen ein, und dann geht das alles viel zu schnell“, sagt der Bruder des siebenfachen Weltmeisters Michael.
Mit seinem Hündchen Jessy ist er für ein Interview an die Rennstrecke gekommen. Er hadert nicht: Natürlich gehe man nicht gerne. „Aber man hat eine Verantwortung für die Region. Man muss einfach sehen, dass diese Region vom Braunkohleabbau lebt.“
Jahrelang hatten Betreiber und RWE Power vergeblich nach einem Ersatzgelände gesucht - RWE „über das Normalmaß hinaus“, wie Schumacher betont. Nachdem keine Option mehr auf dem Tisch liegt - auch nicht in den Nachbarkommunen - ist für RWE Power das Thema durch: Alles laufe auf das Ende für die Kartbahn hinaus, sagte ein Sprecher von Tagebaubetreiber RWE Power am Mittwoch.
„Jetzt geht es um den Kauf des Geländes und um die Terminierung der Übergabe der Rennstrecke an uns“, sagte RWE-Sprecher Guido Steffen. Geplant sei die Übergabe im Oktober 2020. Der „Express“ hatte zuerst darüber berichtet. Der „Erftlandring“ gehört nach Angaben von Ralf Schumacher dem Kart-Club und seinem Bruder Michael.
Schumacher gibt das Rennen um einen Alternativstandort aber noch nicht ganz verloren: „Wir sind nach wie vor auf der Suche nach einem Standort. Wenn uns eine Gemeinde unterstützen würde, wären wir sehr froh“, sagt er gegen den Lärm von der Rennstrecke - dem bisherigen Knackpunkt bei den Bemühungen. Denn in der Nähe einer Wohngegend wäre der Bau einer neuen Kartbahn nur schwer durchzusetzen. „Wenn es was gäbe, Richtung Eifel, wären wir sicher nicht abgeneigt“, sagt der jüngere Schumacher-Bruder.
Für Rennsport-Freunde ist der „Erftlandring“ ein Stück Zeitgeschichte. Ralf Schumacher geht es aber um die Zukunft des deutschen Rennsports. Der Rennsport brauche Kartbahnen: „Ohne Kartfahrer gibt es keine Rennfahrer.“ Die Bedingungen in anderen Ländern für den Renn-Nachwuchs seien deutlich besser als in Deutschland. dpa