Bremer Eiswette: Die Weser „geiht“
Bremen (dpa) - Alle Winter wieder wandern die Bremer an die Weser, um nach Eisschollen zu schauen. Und seit 65 Jahren heißt es bei der Bremer Eiswette unverändert: „De Weser geiht.“ Das verkündete der Präsident der Eiswette, Peter Braun, auch am Freitag zur 183. Auflage der Wette.
Die Kernfrage des fröhlich-ironischen Spektakels lautet seit 1829, ob die Weser am Dreikönigstag zugefroren ist und ein 99 Pfund schwerer Schneider mit seinem heißen Bügeleisen in der Hand trockenen Fußes den Fluss überqueren kann. Anno 2012 zog der Schneider es unter lautem Gezeter vor, mit einem Boot der Seenotretter überzusetzen. Zuletzt war die Weser 1947 zugefroren.
Der Laienschauspieler Burckhard Göbel als Schneider, der Chef der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Thomas Röwekamp, als „Notarius Publicus“ und Präsident Braun lieferten sich einen launigen Schlagabtausch. Sie nahmen Politiker und Parteien aufs Korn und philosophierten über die Occupy-Bewegung und den Eurorettungsschirm. Das Schneiderlein in karierter Hose, grünem Frack und grauem Zylinder kam wie immer zu spät, warnte vor Hebelwirkungen an der historischen Waage und wurde mit 100 Pfund prompt für zu schwer befunden. So warf der Schneider schnell ein paar „Eurobontjes“ unter das Volk, mit denen er sich die Taschen vollgestopft hatte. Da stimmte das Gewicht.
Weil angesichts von Klimaerwärmung und Weservertiefung schon längst keines der 285 Mitglieder der Eiswette mehr freiwillig auf ein Zufrieren der Weser setzen würde, wird diese Frage beim jährlichen Stiftungsfest für jeden per Los entschieden. In diesem Jahr treffen sich rund 700 in Frack oder Smoking gewandete Herren am 21. Januar, um den Hauptzweck der Eiswette zu erfüllen: Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu sammeln. Im vergangenen Jahren waren es mehr als 350 000 Euro.