Brüsseler Flughafen öffnet am Sonntag mit neuem Sicherheitskonzept

Flughafenchef gibt teilweise Öffnung von Brüssel-Zaventem bekannt; dritter Verdächtiger in Belgien im Zusammenhang mit vereitelten Anschlagsplänen in Frankreich festgenommen

Foto: dpa

Brüssel (AFP) - Fast zwei Wochen nach den Anschlägen von Brüssel wird der Flughafen Zaventem am Sonntag teilweise wieder geöffnet. Das gab der Flughafenchef nach einer Einigung mit Polizeigewerkschaften über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen am Samstag bekannt. Derweil wurde bekannt, dass sich der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam offenbar bewusst gegen die Zündung seines Sprengstoffgürtels entschieden hatte.

Es werde am Sonntag drei Starts der Fluggesellschaft Brussels Airlines geben, sagte Zaventem-Chef Arnaud Feist. Mit der offiziellen Genehmigung rechnete er noch im Laufe des Tages. Am Freitagabend hatte es eine Einigung mit den Polizeigewerkschaften gegeben. Diese hatten mit Streik gedroht, sollten schärfere Sicherheitsvorkehrungen ausbleiben.

Die Polizeivertretungen forderten unter anderem eine "systematische Kontrolle" von Passagieren und ihrem Gepäck bereits vor Betreten des Flughafens. Vincent Gilles von der Gewerkschaft SLFP-Police erklärte, ihre Forderungen seien zu "90 Prozent" erfüllt worden. Demnach werde es auf jeden Fall Kontrollen schon vor den Bereichen geben, die nur von Passagieren mit gültigem Flugticket betreten werden können.

Der Flughafenbetreiber hatte Kontrollen vor dem Gebäude mit dem Argument abgelehnt, dies werde zu langen Warteschlangen führen, die erst recht ein leichtes Ziel von Attentätern seien. Bei den Anschlägen am Flughafen und in der U-Bahn am 22. März in Brüssel waren 32 Menschen getötet worden.

Bis zur Reparatur der Abfertigungshalle von Brüssel-Zaventem und der Rückkehr zum normalen Betrieb kann es noch Monate dauern. Mit 260 Unternehmen unter seinem Dach und 20.000 Mitarbeitern zählt der Flughafen zu Belgiens größten Arbeitgebern.

Der Flughafenbetreiber beziffert seine Verluste durch die Schließung auf fünf Millionen Euro pro Tag. Von den im Flughafengebäude ansässigen Unternehmen haben bislang nur wenige ihre Verluste bekannt gegeben.

Im Fall der Anschläge von Paris im November, bei denen 130 Menschen getötet worden waren, sagte nun der mutmaßliche Attentäter Salah Abdeslam nach den Worten seines Bruders: "Wenn ich gewollt hätte, hätte es mehr Opfer gegeben. Glücklicherweise bin ich nicht bis zum Ende gegangen." Mohamed Abdeslam, der seinen Bruder zuvor in einem Hochsicherheitsgefängnis in Brügge besucht hatte, machte damit am Freitagabend im französischen Sender BFMTV deutlich, dass sein Bruder seinen Sprengstoffgürtel bewusst nicht gezündet hatte. Er bekräftigte auf BFMTV, dass Salah "kooperieren will, denn es gibt Rechenschaft abzulegen, aber nicht in Belgien". Jede Verwicklung in die Anschläge in Brüssel am 22. März habe sein Bruder zurückgewiesen, sagte Mohamed Abdeslam. Salah sei aber über die tödlichen Selbstmordanschläge in Brüssel informiert, weil er einen Fernseher in seiner Zelle habe.

Salah Abdeslam gilt als der womöglich einzige überlebende Attentäter der Anschläge von Paris. Die belgische Polizei hatte ihn vor zwei Wochen im Brüsseler Stadtteil Molenbeek festgenommen. Seiner Auslieferung nach Frankreich stimmte die belgische Justiz bereits zu.

Die Behörden vermuten, dass zwischen den Anschlägen von Paris und Brüssel ein Zusammenhang besteht und Abdeslam dabei eine Schlüsselrolle spielte. So wurden in einer Wohnung des Brüsseler Selbstmordattentäters Khalid El Bakraoui Fingerabdrücke Abdeslams gefunden. Ein weiterer Brüssel-Attentäter, Najim Laachraoui, war einst mit Abdeslam nach Ungarn gereist. Er soll auch die Bomben für die Anschläge in Paris hergestellt haben.

Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den in Frankreich festgenommenen Terrorverdächtigen Reda Kriket wurde unterdessen in Brüssel ein 33-jähriger Belgier gefasst. Ihm werde die "Beteiligung an Handlungen einer terroristischen Gruppe" vorgeworfen, teilte die belgische Staatsanwaltschaft am Samstag mit.

Nach Angaben des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve wurde durch die Festnahme des 34-jährigen Franzosen Kriket ein "im fortgeschrittenen Stadium geplantes Attentat in Frankreich vereitelt". Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Argenteuil bei Paris sei ein großes Waffenarsenal gefunden worden. In Belgien sitzen wegen der mutmaßlichen Anschlagspläne bereits zwei weitere Verdächtige in Haft.