Bundestag nach Stromausfall stundenlang lahmgelegt
Berlin (dpa) - Gekappte Stromkabel im Regierungsviertel haben den Bundestag am Dienstag nahezu arbeitsunfähig gemacht.
Nachdem am Vormittag bei Bauarbeiten drei wichtige Kabel durchtrennt worden waren, funktionierten in den Parlamentsgebäuden Computer, Kopierer, Faxe und andere elektrische Geräte stundenlang nicht mehr. Abgeordnetenbüros, Fraktionen und Verwaltung waren nach dem Blackout nur schwer per Telefon erreichbar. Aufzüge fuhren dagegen noch. Gegen Mittag schickten die Fraktionen einige hundert Mitarbeiter nach Hause, weil sie ohne Stromversorgung nicht mehr arbeiten konnten.
Nach Angaben des Energiekonzerns Vattenfall Europe beschädigte ein Erdbohrer gegen 9.00 Uhr in drei Metern Tiefe drei Zehn-Kilovolt-Kabel. Die Reparatur der zur Versorgung von Bundestag und Kanzleramt notwendigen Kabel dauerte länger als geplant: Nachdem die Arbeiten zunächst bis 16.00 Uhr beendet sein sollten, teilte Vattenfall erst gegen 20.30 Uhr mit, dass die Kabel repariert seien. Der Bundestag habe wieder die volle Stromversorgung, sagte eine Vattenfall-Sprecherin am Abend.
Das Bundeskanzleramt war dank Notstromversorgung nicht in Mitleidenschaft gezogen. „Kanzleramt und Presseamt nicht betroffen, alles funktioniert bestens“, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert. Auch im Bundestag waren die Auswirkungen nicht allzu gravierend: In der Karnevalswoche gibt es keinen Plenarsitzungen, die meisten Abgeordneten waren am Faschingsdienstag in ihren Wahlkreisen.
Von den Problemen bei der Stromversorgung waren auch die neuen Verwaltungsbauten im Regierungsviertel erfasst. Ein Bundestagssprecher sagte, die Reichstagskuppel sei nicht betroffen gewesen.
Vattenfall betonte, nach der Beschädigung der Kabel sei ein Mindestbetrieb der Sicherheitseinrichtungen im Bundestag gewährleistet worden. Die Umschaltautomatik im Stromnetz habe sofort funktioniert und die Sicherheitsstromversorgung aktiviert. Diese sei unter anderem in Parlamentsbauten für die Rettung von Personen, die Evakuierung, Entrauchung und Brandbekämpfung vorgesehen. Ein Normalbetrieb könne damit aber nicht aufrechterhalten werden. Die Baustelle, auf der der Schaden entstanden sei, habe nichts mit Vattenfall zu tun.
Ein Sprecher der Unionsfraktion sagte gegen Mittag: „Ein Großteil der Leute wird jetzt nach Hause gehen.“ Dies sei der Verwaltung und den Fraktionsmitarbeitern nahegelegt worden. Die FDP-Fraktion ordnete ab 13.00 Uhr „Dienstbefreiung“ an. In mehreren Büros stellten die Mitarbeiter ihre Telefone auf die Wahlkreisnummer der Abgeordneten um. „Die gesamte Kommunikation läuft über Handy und Twitter“, sagte ein Sprecher der FDP-Fraktion. Bei der Grünen-Fraktion hieß es: „Wir sind arbeitsunfähig.“
Um 11.15 Uhr kam nach Angaben aus den Fraktionen über die zentrale Lautsprecheranlage des Reichstags und der angrenzenden Abgeordnetenhäuser die Durchsage: „Achtung: Hier spricht die Polizei ... “ Wegen des Stromausfalls wurde dazu aufgerufen, die Aufzüge zu meiden und Toiletten nicht mehr zu benutzen. Die Tiefgaragen mussten auf Anordnung der Polizei bis 13.00 Uhr verlassen werden.