Bushido: „Ich bin auch noch ein Kind“
Rapper Bushido war mal ein arger Bürgerschreck, ist jetzt aber häuslich und ein braver Filmstar geworden.
Bushido, in letzter Zeit häufen sich die höflichen Auftritte. Beim Bayerischen Filmball haben Sie im Smoking mit Ministerpräsident Horst Seehofer geplaudert. Ist die Mär vom Bürgerschreck nur ein Missverständnis?
Bushido (lacht): Vielleicht bin ich ein Chamäleon.
Bushido: Ich habe mal einem Mädchen in der Disco eine Backpfeife gegeben, weil sie mich "Hurensohn" nannte. Heute würde ich sie nicht hauen, auch nicht den Typen, der mir in Österreich meine Reifen zerstochen hat - für die Schläge kam ich drei Wochen in U-Haft. Heute würde ich erst 110 anrufen, dann den ADAC und den Schaden für die Versicherung aufnehmen lassen.
Bushido: Ich konnte mich immer gut artikulieren, auch als ich noch Underground-Musik machte und auf dem Index landete. Das war eine wilde Zeit, mit Drogen und Schlägereien. Fakt ist, dass ich gegen andere Rapper und ihre Labels kämpfen musste. Ich musste mich finden. Das ist wie die Pubertät. Dann hat mich auch die Krankheit meiner Mutter verändert.
Bushido: Absolut. 2007 bekam mein Album "7" Platin, das sind 200.000 verkaufte Platten und ein Umsatz von fast zwei Millionen. Alles war geil. Ich war für viele so ein Arschloch, dass ich mich gar nicht benehmen musste. Ich zog mit Kumpels rum, soff, schlief bis 18 Uhr, hatte jeden Tag zwei oder vier Frauen. Meine Mutter hatte ich sechs Monate nicht gesehen. Dann kam dieser Anruf, dass ihr die Brust amputiert wird. Es war krass scheiße.
Bushido: Ich habe gemerkt, dass ich auch mit 29 Jahren noch ein Kind bin, das Kind meiner Mutter. Anderthalb Jahre habe ich mich nur um sie gekümmert. Und mich mit mir selbst und Gott auseinandergesetzt. Habe gebetet. Habe ihm Deals angeboten wie "Ich will nie wieder eine CD verkaufen, wenn sie gesund wird". Ich nahm mir vor, auf die Menschen in meinem Umfeld besser aufzupassen. Dieser Rapperkram war so lange mein Lebensinhalt, dass ich meine Mutter darüber vergessen habe. Das war asi.
Bushido: Ich glaube an Gott. In jeder Sekunde meines Lebens habe ich diese spirituelle Anwesenheit gespürt und mein Leben in seine Hände gelegt.
Bushido (lacht): Ich habe meine Mutter bei mir wohnen, habe zwei Hunde im Garten, noch häuslicher geht es kaum!
Bushido: Nein. Ich hatte schon Erfahrung mit der Kamera, wusste, wie ich stehen muss und so weiter. Das Drehbuch hatte ich in einer Woche im Kopf und konnte jede Figur mitsprechen. Die Produktion war hochzufrieden. Jetzt bin ich superstolz.
War die Besetzung der Mutter mit Hannelore Elsner Ihr Wunsch?
Bushido: Ein Herzenswunsch! Ich habe Hannelore beim Filmpreis kennen gelernt. Im Borchardt’s hat sie rumgemeckert, dass der Bernd Eichinger keinen Preis bekommen hat - super, richtig stinkstiefelig! Ich wollte mit ihr flirten, aber sie hat mich mit ihrer herzlichen Art gleich so gepackt, dass ich von meiner Mutter erzählt habe und mit den Tränen kämpfte. Sie ist eine unglaubliche Frau.