Carlas Leben nach der Macht
Wahrscheinlich ist, dass die Ex-„Première Dame“ auf die Konzertbühnen zurückkehrt. Das könnte aber schwer werden.
Paris. Die fabelhafte Welt der Carla Bruni: Als hochbezahltes Mannequin zählt sie zum exklusiven Kreis der Super-Models, als Chansonsängerin mit schmusig-rauchiger Stimme erstürmt sie die Charts, und als elegante Ehefrau von Nicolas Sarkozy steigt sie auf zur bewunderten „Première Dame de France“. Eine märchenhafte Karriere.
Doch nun ist die Macht im Elysée futsch, und der abgewählte Gatte gedenkt wieder zu seinen Anfängen zurückzukehren: als Anwalt in einer Kanzlei. Und was passiert mit Carla Bruni? Derweil sich unsere Heldin in dezentes Schweigen hüllt, zermartern sich andere den Kopf: Boulevard, Musikagenten, sogar Intellektuelle beugen sich über die „Causa Carla“.
Am weitesten vorangeschritten sind natürlich die Spekulationen an den Pariser Bistrotischen. Diejenigen, die immer schon gewusst haben wollen, dass die Traum-Ehe von Präsident und Sängerin nichts anderes ist als eine operettenhafte Inszenierung, prophezeien die baldige Auflösung dieses Bundes. Mutmaßungen, die auch auf ihren angeblichen Männerverschleiß gründen. Die, der zahllose Affären, darunter mit Mick Jagger, Kevin Costner und Donald Trump nachgesagt werden, hat angeblich mal behauptet, dass sie Männer begehre, die die Macht haben, auf den roten Atomknopf zu drücken. Ist ein Nicolas Sarkozy ohne dieses Zepter der Macht also noch sexy genug?
Louis Bertignac, Juror bei der Castingshow „The Voice“ und ein guter Freund, legt Bruni nahe, ihre Gesangskarriere fortzusetzen. „Ehrlich gesagt, sie besitzt so viel Talent zum Komponieren, das hat sie bei ihrem ersten Album bewiesen“, lobt Bertignac. Und fügt hinzu: „An ihrer Stelle würde ich weitermachen.“
Mit ihrem Debütalbum stürmt sie 2001 die Charts, es verkauft sich 1,2 Millionen Mal in Frankreich und 800 000 Mal im Ausland, zwei weitere Alben folgten, das vierte hätte im vergangenen September erscheinen sollen. Doch da ist sie in anderen Umständen. Das Projekt wird um ein Jahr verschoben.
Ihrem Mann zuliebe konzentriert sich Carla Bruni-Sarkozy von Beginn an auf ihren Vollzeit-Job als „Première Dame“. Sie verzichtet auf Konzerttourneen und ruft stattdessen eine Stiftung ins Leben. Eine, die sich um Menschen mit Lese- und Schreibschwächen kümmert, die gegen Aids und Malaria kämpft sowie Kultur in Gefängnisse trägt.
Das strenge Protokoll des Elysée-Palast bestimmt fortan ihren Rhythmus. Während es sich der Präsidentengatte mit seinem neureichen Aufschneider-Gehabe schnell mit dem Volk verscherzt, sammelt die Vorzeigefrau aus einer der besten italienischen Familien Sympathiepunkte.
Ob an der Seite von Prinzessin Letizia von Spanien oder neben Michelle Obama: Carla kommt an. Ganz nebenbei betätigt sie sich als Frankreichs wichtigste Botschafterin in Sachen „Haute Couture“. Sie fasziniert in schicken Chanel-Kostümen und Dior-Roben.
Die wahrscheinliche Rückkehr auf die Konzertbühnen ist nicht ganz unproblematisch. Insbesondere die einflussreiche Pariser Schickeria-Linke, zu der sie selbst einst zählte, rümpft die Nase. Seit der Vermählung mit dem erzkonservativen Sarkozy haftet der Sängerin der Geruch der Verräterin an. Der Musikkritiker Bertrand Dicale bewertet einen Comeback-Versuch „schwierig“. Arnaud Mercier, Politikprofessor an der Universität Lothringen findet: „Ob sie wieder erfolgreich sein wird, hängt sehr davon ab, wie sich der Ex-Präsident in Zukunft benimmt.“