Zwischenfall bei Breivik-Prozess: Zuschauer wirft Schuh
In dem Verfahren gegen den norwegischen Attentäter Breivik in Oslo liegen die Nerven der Hinterbliebenen blank. Mit einem Schuhwurf entlud ein junger Kurde nun seine Wut auf den geständigen Islamhasser.
Oslo (dpa). Im Prozess gegen Anders Behring Breivik hat ein aufgebrachter Zuschauer einen Schuh nach dem norwegischen Attentäter geworfen. „Mörder! Du hast meinen Bruder getötet! Fahr zur Hölle!“, rief der junge Mann am Freitag im Osloer Gerichtssaal, als der letzte von 69 Obduktionsberichten verlesen wurde. Der Schuh verfehlte Breivik und traf stattdessen eine Anwältin des Angeklagten. Einige Zuschauer applaudierten, wie Medien berichteten. Das Sicherheitspersonal führte den Mann aus dem Saal. Der Prozess wurde kurz unterbrochen. Den Schuh zu zeigen oder zu werfen, gilt in der arabischen Welt als Zeichen der Verachtung.
Geschichte schrieb im Jahr 2008 der sogenannte Schuhwerfer von Bagdad, der bei einer Pressekonferenz auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush zielte. Seither werden Schuhe zum Zeichen des Protests häufiger auch bei Demonstrationen in der westlichen Welt gezeigt.
Breivik zeigte sich ungerührt. Gerichtsreporter zitierten ihn mit den Worten: „Wer immer etwas nach mir werfen will, sollte dies tun, wenn ich das Gericht betrete oder verlasse.“ Die getroffene Anwältin - eine von vier Verteidigern - wurde nicht verletzt.
Im Gerichtssaal wurden am Freitag die letzten zwölf Obduktionsberichte der insgesamt 69 Todesopfer von Utøya verlesen. Gerichtsmedizinerin Sidsel Rogde zeigte anhand einer Puppe die tödlichen Schussverletzungen der Opfer. So sei eine 17-Jährige durch drei Kugeln in Kopf und Brust getötet worden, berichtete sie. Ein 21-Jähriger starb nach ihren Worten durch einen einzigen Kopfschuss. Der rechtsradikale Breivik hatte am 22. Juli vergangenen Jahres 69 fast durchweg jugendliche Opfer auf Utøya getötet, ehe er sich nach rund eineinhalb Stunden der Polizei ergab.
Vorher waren in Oslo acht Menschen durch eine von ihm gelegte Bombe gestorben. Ob der Massenmörder als schuldfähig oder nicht eingestuft wird, gilt als entscheidende offene Frage bei dem Prozess. Breivik begründet sein Verbrechen als „notwendig“ im Kampf gegen islamische Zuwanderer und die Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft. Das Urteil soll Ende Juli verkündet werden.