Chanel beim Pariser Prêt-à-Porter „unter Wasser“
Paris (dpa) - Weiblichkeit, Leichtigkeit, Sportlichkeit. Wenn Mode mit Schlagwörtern zu fassen ist, dann lauten sie so.
Kurz vor Abschluss der Pariser Prêt-à-Porter-Schauen sind die Trends zu erkennen: Zum einen gibt es etwas rundere Formen und eine feminine Silhouette. Verbunden ist dies mit Anklängen an die Eleganz der 50er und 60er Jahre. Zum anderen scheint eine Sehnsucht nach „Arkadien“ zu herrschen, einer ruhigen und heiteren Mode mit leichten Entwürfen und einer einfachen Grundlinie. Kleine Blüten- oder Tapisseriemuster sowie die Farbe Sonnengelb sind hier typisch. Und drittens wenden sich viele Designer dem Thema Sportlichkeit und Beweglichkeit zu mit Kapuzencapes, plissierten „Tennis-Röcken oder -Shorts.
Trotz dieser klaren Einteilung verfolgte Karl Lagerfeld bei Chanel am Dienstag seine eigene Richtung, und die ging nach unten: in eine schneeweiße Unterwasserwelt. Als beeindruckende Kulisse war diese im Grand Palais errichtet, doch gab es keine Nixen zu sehen, sondern schön gewandete Models mit hochgesteckten, nass wirkenden Haaren, mit kleinen Perlen verziert. Tweedkostüme mit kurzen Jacken und schmalen Röcken in Perlmutttönen wirkten elegant und ladylike.
Einen Kontrast setzten schmale Lackhosen. Mädchenhaft zart schwebten hingegen die Cocktailkleider über den Laufsteg. Das Wasserthema erlaubte softe Glanz- und Glitzereffekte, Rüschen und Spitzen erinnerten an sich am Wasserboden wiegende Algen. Einige Entwürfe hatten bunte Muster, die den Schuppenkleidern exotischer Fische nachempfunden schienen. Andere trugen sich rundende Spitzenlagen, deren Oberfläche an schwarzes Muschelgestein erinnerte.
Designerin Vanessa Bruno beschwor in ihren Entwürfen eine romantische „Gartenwelt“ - Drucke mit kleinen Rosen, einem Blütenmeer oder silbrigen Quadraten sowie gesteppte weiße Baumwollstoffe erinnerten an die romantische Welt der britischen Stoffdesignerin Laura Ashley. Shiftkleider mit Miniröcken, Strickteile und coole schmale Hosen sorgten dafür, dass das Ganze nicht zu süßlich wirkte.
Das erste Mal in Paris vertreten, wenn auch außerhalb des offiziellen Schauenkalenders, war das deutsche Modelabel Odeeh. Dessen Macher Jörg Ehrlich und Otto Drögsler schwelgten in leuchtenden Drucken mit grafischen Motiven. Die Entwürfe wirkten schlicht und dennoch glamourös - etwa eine goldbeige glänzende Kurzarmbluse zu bedruckten, leicht gerundeten Shorts oder ein skulptural geschnittenes königsblaues Kleid. Es war ein schönes leises Debüt für die beiden, die bisher in Berlin gezeigt hatten.
Paris gilt in der Szene als äußerst schwieriges Pflaster. „Wir waren natürlich aufgeregt“, sagten Ehrlich und Drögsler nach der Schau. „Aber wir hatten auch das Gefühl, diesen Schritt jetzt tun zu müssen. Unsere Kundschaft wird internationaler. Da ist es besser, in Paris zu zeigen.“
Der Frankfurter René Storck war zum zweiten Mal dabei (auch im „Off“Kalender) und lud in das beeindruckende Interieur eines asiatischen Pagodenhauses. Fast meditativ wirkte seine Kollektion in ihrer entspannten Gelassenheit, die sich mit technischer Finesse paarte. Der cremefarbene lange Kaftan als Oberteil, der weiße wadenlange Raffrock mit zart aufgemachter Seersucker-Struktur, die kleine Jacke mit gerundeten Schultern oder das seidene, überlang fließende Abendkleid in einem blassen Pfirsichton: Jeder Entwurf saß perfekt.
Die Inspiration war ethnisch angehaucht. „Ich habe mir überlegt, was moderne Frauen jenseits der westlichen Sphäre heute tragen“, sagte Storck nach der Schau. „Und so kam ich auf den Kaftan als ein Grundelement der Garderobe.“ Tatsächlich taugte fast jeder Entwurf dieser bestechend schönen Kollektion zum Klassiker.