Cheers: Zwei Sterne für den Briten-Pub

Erstmals kann eine Kneipe auf der Insel die Tester des Michelin begeistern.

London. Triumph für einen Provinz-Pub: Das „Hand and Flowers“ im Themsedörfchen Marlow hat jetzt zwei Sterne des berühmten Restaurantführers Guide Michelin verliehen bekommen. Keine Frage: Dieser kulinarische Ritterschlag wird in dem Wirtshaus längst ordentlich gefeiert. Doch in den Jubel mischen sich auch kritische Stimmen.

Tom Kerridge klingt noch ein bisschen heiser, was seine Euphorie allerdings nicht bremst: „Die Deutschen denken ja, die Engländer könnten nicht kochen, aber jetzt haben wir unserer Küche wieder zu Ansehen verholfen.“ Die halbe Nacht hat der Pub-Besitzer mit seiner Crew gefeiert. Alltäglich ist es schließlich nicht, einen Stern der strengen Gastro-Kritiker aus Frankreich zu bekommen. Aber gleich zwei Sterne, und dann für eine Provinzkneipe — das ist sensationell.

Dabei hat Kerridge einen Weg genommen, der nicht unumstritten ist. Als er das „Hand and Flowers“ vor sechs Jahren aufmachte, setzte er auf warme Mahlzeiten, nicht nur auf Gin und Pils: ein „Gastropub“ sollte es sein. Doch genau dieser neue Typ Kneipe, der überall im Land um sich greift, ist Nostalgikern ein Dorn im Auge. Ihre Befürchtung: Erst müssen Tische vorbestellt werden, dann verschwinden Dart-Scheibe und Quiz-Abende und schließlich auch die Atmosphäre.

Den Michelin-Kritikern hat es auf jeden Fall in der Kneipe im südenglischen Marlow gefallen: In Kupferpfännchen und Einmachgläsern serviert Kerridge Schokoladensouffles, Apfelkompott und Wachteltörtchen — Ideen auf Hauptstadtniveau, aber ohne Londoner Preisschild.