Chinesische Mondlandung: Der Jadehase ist gelandet
Nach den USA und der früheren Sowjetunion gelingt auch China der Sprung auf den Mond — mit unbemanntem Gerät.
Peking/Bucht der Regenbogen. Die erste chinesische Mondlandung ist ein Meilenstein in der Geschichte der jungen Raumfahrtnation. Jubelnd fielen sich die Verantwortlichen im Kontrollzentrum in Peking in die Arme, als das Raumschiff „Chang’e 3“ am Samstag erfolgreich in der „Bucht der Regenbogen“ aufsetzte. Das Staatsfernsehen berichtete von einem „großen Aufatmen“. Prompt begann die Diskussion, ob und wann China mit einem Astronauten in die Fußstapfen von Neil Armstrong treten wird — dem ersten Menschen auf dem Mond.
„Der Adler ist gelandet“, hatte Armstrong verkündet, als die amerikanische Mondfähre am 20. Juli 1969 auf der Mondoberfläche aufgesetzt hatte. Als dritte Nation der Erde — nach den USA und der früheren Sowjetunion — folgt China dem Vorbild der Raumfahrtpioniere und bringt mit dem „Jadehasen“ gleich noch einen Rover mit auf den Mond.
Nun ist also auch der Hase gelandet. China hat die Raumschiffe seines Mondprogramms nach der unglücklichen Mondfee Chang’e benannt. Einer Legende zufolge war sie vom Leben auf der Erde so enttäuscht, dass sie auf den Mond floh, wo sie seither mit einem weißen Hasen sitzt.
„Wenn die Erfolge andauern, ist es wahrscheinlich, dass China seine Programme zu bemannten Mondflügen kombiniert. Es wäre nach den USA dann erst die zweite Nation, die so etwas unternimmt“, sagte die Expertin Joan Johnson-Freese vom US Naval College. Auch der chinesische Professor Jiao Weixin von der Peking Universität hält einen bemannten Mondflug für möglich. „Wenn alle Schritte erfolgreich verlaufen, werden die Grundlagen gelegt, einen Menschen zum Mond zu schicken.“ Noch gebe es aber keine Entscheidung, geschweige denn einen Plan dafür. „Ein großes Land wie unseres muss sich auch um das Wohlergehen von 1,4 Milliarden Menschen kümmern.“
China hat auch Interesse an den Rohstoffen auf dem Mond — besonders an Helium-3. Das Isotop gilt als möglicher Brennstoff für Kernfusionskraftwerke in ferner Zukunft. Der internationale Versuchsreaktor Iter, der — auch unter chinesischer Beteiligung — im südfranzösischen Cadarache entsteht, muss aber noch zeigen, dass ein energielieferndes Fusionsfeuer überhaupt möglich ist.
In 30 Jahren, so hoffen die Experten, könnte es möglich sein, einen kommerziellen Fusionsreaktor zu bauen. Auf der Erde gibt es nach Schätzungen aber nur 15 Tonnen Helium-3. Der führende Berater des chinesischen Mondprogramms, Ouyang Ziyuan, schätzte die Vorkommen auf dem Mond auf eine bis fünf Millionen Tonnen — genug, um den Energiebedarf auf der Erde für Tausende Jahre zu sichern. „Es ist aber sehr schwer zu gewinnen“, sagt Professor Jiao Weixin. „Weil es unter der Mondoberfläche lagert, muss tief gegraben und die Monderde auf mehrere hundert Grad erhitzt werden, damit das Gas abgegeben wird.“ Auch ein Transport zur Erde sei „zumindest für die nächsten Jahrzehnte nicht machbar“.