Häuser auf Reeperbahn bleiben wegen Einsturzgefahr gesperrt
Hamburg (dpa) - Nächtliche Aufregung auf der Reeperbahn: Mitten im Partytrubel hat die Hamburger Polizei die „Esso-Häuser“ wegen Einsturzgefahr evakuiert.
Nachdem besorgte Mieter die Einsatzkräfte alarmierten und von „wackelnden Wänden“ berichtet hatten, mussten mehrere Dutzend Bewohner in der Nacht zum Sonntag ihre Wohnungen für unbestimmte Zeit verlassen. Auch angrenzende Bars, Restaurants und Diskotheken wurden geschlossen, darunter der Musikclub „Molotow“ und eine überregional bekannte Esso-Tankstelle.
Stunden später war nach einer Überprüfung der Statik klar: Die 70 bis 100 Mieter dürfen zumindest vorerst nicht in ihre Wohnungen zurück. „Wenn man sich darin aufhält, besteht das Risiko, dass man Schaden an Leib und Leben nimmt“, sagte der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Andy Grote (SPD). Derzeit gehen die Behörden davon aus, dass eine Rückkehr aufgrund der Gefahrenlage nicht möglich sei. 2014 sollen die „Esso-Häuser“ ohnehin abgerissen werden.
Es laufe bereits die Suche nach Ersatzwohnungen für die Bewohner, sagte Grote. Für die Club-Betreiber wolle das Bezirksamt schnell andere Räume finden. Am Sonntagnachmittag und am Montag sollten die Mieter in Begleitung der Polizei kurz in ihre Wohnungen zurückkehren, um Haustiere, Medikamente und ihre wichtigsten Habseligkeiten mitzunehmen.
Am Sonntagabend demonstrierten vor den „Esso-Häusern“ rund 750 Menschen gegen die Wohnungspolitik des Senats. Der Protest verlief überwiegend friedlich, wie ein Polizeisprecher sagte.
Seit Jahren sorgen die maroden Gebäude für Schlagzeilen. Der Eigentümer, das Immobilienunternehmen Bayerische Hausbau, will die alten Gebäude abreißen und mehr als 200 neue Wohnungen sowie Gewerbeeinheiten bauen. Gegen diese Pläne kämpft eine Initiative, die die „Esso-Häuser“ bewahren und die Mieter schützen will.
Die Bewohner mussten sich schon seit einiger Zeit auf einen baldigen Auszug einstellen, denn das Bezirksamt Altona erlaubt vom 30. Juni 2014 keinen weiteren Betrieb der „Esso-Häuser“. In einem Expertengutachten hieß es im Juni über die Gebäude: „Der Zustand von nahezu 100 Prozent der Bauteile ist kritisch oder grenzwertig.“ Seit damals sind 1600 Stahlstützen in der gesperrten Tiefgarage montiert, um den Gebäudekomplex zu stabilisieren. Zudem wurden etliche Balkons mit Holzbalken gestützt. „Wir haben das instand gehalten, was instand zu halten war“, sagte Bernhard Taubenberger von der Bayerischen Hausbau.
Nach Angaben der Polizei hatten zwei besorgte Bewohner die Beamten am Samstagabend gegen 22.25 Uhr informiert und von „wackelnden Wänden“ berichtet. Sie hätten glaubwürdig und unabhängig voneinander geschildert, dass Erschütterungen zu spüren seien. Etwa 50 Bewohner mussten nach Angaben der Polizei daraufhin ihre Wohnungen verlassen.
Viele von ihnen wurden für die erste Nacht in der Turnhalle einer nahe gelegenen Schule untergebracht und dort von DRK-Helfern versorgt, andere kamen bei Freunden oder Verwandten unter.