Corona-Pandemie Ärger um Astrazeneca-Berichte - Ministerium klärt auf: „zwei Dinge verwechselt“

Berichte über die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca haben für Wirbel gesorgt. Nun klärt das Bundesgesundheitsministerium auf.

Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca stehen in kleine Kartons verpackt in einem Kühlschrank.

Foto: dpa/Andrew Matthews

Update (26. Januar,11.47 Uhr): Bundesgesundheitsministerium weist Berichte über mangelnde Wirksamkeit bei Corona-Impfstoff zurück


Das Bundesgesundheitsministerium hat Berichte zurückgewiesen, wonach der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca bei älteren Menschen kaum wirksam sein soll. Entsprechende Darstellungen könnten nicht bestätigt werden, teilte das Ressort von Jens Spahn (CDU) am Dienstag mit.

"Auf den ersten Blick scheint es so, dass in den Berichten zwei Dinge verwechselt wurden", erklärte das Ministerium. "Rund acht Prozent der Probanden der Astrazeneca-Wirksamkeitsstudie waren zwischen 56 und 69 Jahren, nur drei bis vier Prozent über 70 Jahre." Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten.

Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet, bei dem Vakzin werde nur mit einer Wirksamkeit von acht Prozent bei den über 65-Jährigen gerechnet. Die Zeitung berief sich auf Koalitionskreise. Zudem berichtete die "Bild"-Zeitung, die Regierung rechne mit einer Wirksamkeit des Impfstoffs bei Menschen über 65 Jahren von unter zehn Prozent. Das würde bedeuten, dass Senioren mit dem Astrazeneca-Vakzin nicht geimpft werden dürften.

Das Bundesgesundheitsministerium wies darauf hin, dass die Wirksamkeitsstudien zu dem Impfstoff von der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ausgewertet werden. "Bekannt ist seit dem Herbst, dass in den ersten eingereichten Studien von Astrazeneca weniger Ältere beteiligt waren als bei den Studien anderer Hersteller."

Die Empfehlung der EMA zu dem Astrazeneca-Impfstoff wird am Freitag erwartet. Für die Zulassung ist die EU-Kommission zuständig.

EU-Abgeordneter Leise hält Berichte über Corona-Impfstoff für überzogen

EU-Abgeordneter Peter Liese hält Berichte über eine angeblich schlechtere Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs der britisch-schwedischen Firma Astrazeneca bei Älteren für überzogen. „Ich glaube, diese Meldung ist übertrieben“, sagte er am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Vielmehr solle man die bevorstehende Zulassung des Impfstoffs am Freitag abwarten und nicht spekulieren, sagte Liese, der in der EVP-Fraktion im EU-Parlament als gesundheitspolitischer Sprecher tätig ist.

Der Pharmahersteller wehrte sich gegen Berichte zu einer geringen Schutzwirkung seines Impfstoffs bei Senioren. Berichte, dass das Mittel bei Menschen über 65 Jahren nur eine Wirksamkeit von acht Prozent habe, seien „komplett falsch“, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Unter anderem hatten das „Handelsblatt“ und die „Bild“-Zeitung über eine geringere Wirkung bei älteren Menschen berichtet.

Kritik aus Großbritanien: Ärger über deutsche Medienberichte zu Astrazeneca

Trotz der Ankündigung der Europäischen Union, alle Ausfuhren von Corona-Impfstoffen zu erfassen und zu genehmigen, hat die britische Regierung keine Angst vor Lieferengpässen. „Ich bin zuversichtlich, dass der Pfizer-Impfstoff geliefert wird“, sagte der zuständige britische Staatssekretär Nadhim Zahawi am Dienstag dem Sender Sky News. Der US-Konzern, der zusammen mit dem deutschen Unternehmen Biontech ein Impfstoff entwickelt hat, habe die vereinbarten Lieferungen immer eingehalten. „Sie werden dies auch weiterhin tun“, sagte Zahawi. Das Unternehmen habe die gerechte Versorgung der ganzen Welt versprochen. „Ich bin sicher, dass sie an die Europäische Union, das Vereinigte Königreich und an den Rest der Welt liefern werden.“

Großbritannien hat bei mehreren Unternehmen insgesamt 367 Millionen Impf-Dosen gegen das Coronavirus bestellt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen und bis Herbst die gesamte erwachsene Bevölkerung geimpft haben werden“, sagte Zahawi. Hintergrund der EU-Ankündigung ist ein Streit mit dem britisch-schwedischen Hersteller Astrazeneca, der vorerst weniger Impfstoff an die EU liefern will als zugesagt.

In Großbritannien ist allerdings der Ärger über deutsche Medienberichte groß, denen zufolge das Mittel bei Menschen über 65 Jahren nur eine Wirksamkeit von acht Prozent habe. „Keine Ahnung, wo die Zahl herkommt“, zitierte das Online-Portal „Politico“ aus Regierungskreisen in London. Vielleicht sei die Zahl vertauscht worden: „Acht Prozent ist der Anteil der über 65-Jährigen, die an der Studie teilgenommen haben, aber nicht die Wirksamkeit“, so „Politico“ weiter. Ein anderer ranghoher Mitarbeiter des Regierungsapparats nannte die Berichten demnach „unbegründet und falsch“, eine dritte Quelle betonte, solche Angaben seien eher von der russischen Propaganda erwartet worden als von deutschen Medien. Astrazeneca wies die Berichte als „komplett falsch“ zurück.

(AFP/dpa)