„Costa Concordia“: Viertes deutsches Opfer gefunden
Giglio/Rom (dpa) - Die Havarie der „Costa Concordia“ hat ein viertes deutsches Todesopfer gefordert. Das bestätigte das Auswärtige Amt am Donnerstag. Weitere Einzelheiten teilte das Amt nicht mit.
Bisher sind ein 74-jähriger Mann aus Hessen, eine 52 Jahre alte Frau aus Mittelfranken und ein Berliner identifiziert worden. Vor der Insel Giglio ging die Suche nach Vermissten der „Costa Concordia“ weiter. Auf dem Festland erhöht sich der Druck auf den Kapitän des Kreuzfahrtschiffes.
Etwa 20 Menschen werden noch vermisst, darunter acht Deutsche. Insgesamt hatten die Taucher bis zum Donnerstagnachmittag 16 Tote gefunden, darunter die vier Deutschen. Die 65-jährige Ehefrau des Toten aus Maintal wollte sich nicht äußern. Sie konnte sich von dem havarierten Schiff retten.
Unterdessen wurde auch eine 52 Jahre alte Frau aus Mittelfranken identifiziert. Dies hätten die italienischen Behörden bestätigt, hieß es einer Mitteilung des bayerischen Landeskriminalamtes. Eine Freundin der 52-Jährigen berichtete am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa, die Polizei habe ihre Bekannte anhand von DNA-Spuren identifiziert. Die Leiche gehöre anscheinend zu den Toten, die bereits vor einigen Tagen auf dem Deck 3 oder 4 des Schiffs entdeckt worden seien.
Die Freundin hatte zusammen mit ihrer Bekannten die Kreuzfahrt unternommen. Am Unglücksabend hätten sie beide versucht, sich auf dem bereits stark geneigten Schiff in Sicherheit zu bringen. Zuvor seien sie vom Personal von einer Schiffsseite auf die andere geschickt worden. Bei dem Toten aus der Hauptstadt handelt es sich um einen 66-jährigen Mann. Das teilte die Berliner Polizei mit.
Unterdessen häufen sich die Vorwürfe gegen den Kapitän: Die Verantwortung für den Schiffbruch liege „mit Sicherheit“ bei Schettino, sagte der Generalkommandant des zuständigen Hafenamtes, Admiral Marco Brusco, am Donnerstag in einer Anhörung des Senats in Rom. Bei einem rechtzeitigen Alarm hätte es vielleicht keine Toten gegeben. Schettino habe bei der Havarie eine „kostbare Stunde“ für die Rettung der etwa 4200 Passagiere und Crewmitglieder verstreichen lassen.
Auch die Costa-Reederei widersprach Schettino, der gesagt hatte, ein Manager habe die Unglücks-Route nahe der Insel Giglio verlangt. „Dieses Manöver war nicht autorisiert. Wir waren darüber nicht informiert“, hatte Costa-Chef Pierluigi Foschi im Senat erklärt. Schettino habe das allein entschieden.
Der Costa-Manager Roberto Ferrarini gab an, Schettino habe ihn gebeten, eine gemeinsame Version für den Ablauf der Ereignisse den Behörden gegenüber abzustimmen. Das habe er abgelehnt. Schettino habe erklären wollen, dass das Schiff nach einem Stromausfall auf Grund gelaufen sei, erklärte Ferrarini. Die Ermittlungsrichterin legte in dem Beweissicherungsverfahren eine erste Anhörung auf den 3. März - vermutlich ist Schettino auch dabei.
Wegen des erwarteten Andrangs wird ein Theater in Grosseto der Schauplatz für den Termin sein, teilte Valeria Montescarchio mit. Dabei dürfte es um die Blackbox gehen, die auch die Kommunikation auf der Kommandobrücke am Abend der Havarie aufgezeichnet hat.
Krisenstabsleiter Franco Gabrielli machte erneut deutlich, dass nicht mehr nach Überlebenden gesucht wird: „Wir werden uns ganz langsam der Vorstellung annähern müssen, dass es keine Hoffnung mehr gibt.“
An der Unglücksstelle gingen Taucher trotz der verrotteten organischen Abfälle und Chemikalien an Bord des Schiffwracks. Das verseuchte Wasser sei eine Gesundheitsgefahr für die Taucher, hatte Krisenstabsleiter Franco Gabrielli erklärt. Die Gesundheitsbehörden hatten den Zivilschutz aufgefordert, Taucher von stark verseuchten Bereichen im Inneren des Schiffes fernzuhalten. Die toskanische Umweltbehörde Arpat hatte im Wasser rund um das Schiff eine als hoch eingeschätzte Konzentration von Tensiden, also Chemikalien aus Wasch- und Reinigungsmitteln registriert. Das sei jedoch ein lokales und vorübergehendes Problem gewesen.