„Costa“-Prozess: Kapitän Schettino vor Gericht
Grosseto (dpa) - Der Prozess um die Havarie der „Costa Concordia“ mit 32 Toten ist im toskanischen Grosseto zunächst mit Verfahrensfragen fortgesetzt worden. Einziger Angeklagter ist Kapitän Francesco Schettino (52).
Seine Verteidiger könnten erneut eine ausgehandelte Strafe - drei Jahre und fünf Monate - für ihren Mandanten beantragen, kündigten sie an. Mit einem Antrag auf eine Einigung ohne Prozess waren sie im Vorverfahren gescheitert.
Das Gericht will am Mittwoch voraussichtlich entscheiden, ob noch weitere Nebenkläger zugelassen werden. Auch die Anklage gegen Schettino könnte am Mittwoch verlesen werden. Er erschien braungebrannt und in dunklem Anzug vor Gericht. Die Attraktion der Kameras war aber die junge Moldawierin Domnica Cemortan, deren Nähe zu Schettino in der Unglücksnacht zur Spekulation geführt hatte, er sei abgelenkt worden.
Das Verfahren um die Havarie des Kreuzfahrtriesen im Januar 2012 vor der Insel Giglio war in der vergangenen Woche sofort nach Beginn wegen eines Streiks der Anwälte in Italien vertagt worden. Schettino werden mehrfache fahrlässige Tötung sowie Körperverletzung und Verlassen des Schiffes noch während der Evakuierung vorgeworfen.
Schettino drohen nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehrere Jahre Haft. Sie sieht in ihm den Hauptverantwortlichen für die Katastrophe um das Kreuzfahrtschiff“. In den Medien war zuvor über bis zu 20 Jahre Haft für den Unglückskapitän spekuliert worden.
Der 290 Meter lange Luxusliner war in einer Januarnacht im vergangenen Jahr zu nahe an die toskanische Insel Giglio herangefahren, hatte einen Felsen gerammt und war havariert.
Angesichts von mehr als 400 Zeugen und einer langen Liste von Nebenklägern wird ein langes Verfahren erwartet. Unter den 32 Toten der nächtlichen Havarie waren auch 12 Deutsche. In den USA steht derweil ein weiteres Verfahren mit Schadensersatzforderungen an die „Costa“-Muttergesellschaft Carnival Corporation bevor. Es soll nach Angaben aus Justizkreisen am 23. Juli in Kalifornien beginnen.
Fünf weitere Beschuldigte und die italienische Reederei Costa Crociere hatten sich in den Voranhörungen mit der Staatsanwaltschaft bereits auf ein Strafmaß beziehungsweise eine Geldstrafe verständigt und entgehen damit voraussichtlich einem Prozess.