Dänen-Minister zum Interviewer: „Arschloch!“

Vor einer TV-Kamera hat ein dänischer Minister seinen Interviewer als „Arschloch“ beschimpft. Jetzt ist der sehr lange Wutausbruch ein Superhit im Internet. Explodiert war Minister Haarder auch, weil er für das Interview sein Lieblingsgericht stehen ließ: Milchreis.

Kopenhagen. Mit der Beschimpfung eines Interviewers als „Arschloch“ und „dummes Schwein“ vor laufender Kamera hat Dänemarks Gesundheitsminister Bertel Haarder (66) unfreiwillig einen TV- Superhit gelandet.

Zur Begeisterung des Publikums über die vorweihnachtliche Explosion beigetragen haben dürfte auch die Klage des Interviewten, dass er eine Portion Milchreis, sein Lieblingsgericht, stehen gelassen habe. „Und du behandelst mich hier wie Scheiße“, herrschte Haarder den Frager an. Das gegenseitige „Du“ ist in Dänemark normal, derartige Beschimpfungen eher nicht. „Wenn du in so einer Stimmung bist, solltest du dich besser nicht filmen lassen“, versuchte der Interviewer den Minister zu beruhigen.

Aber Haarder war zu diesem Zeitpunkt über eine „nicht abgesprochene“ Frage zur Anzahl von Operationen gegen Fettleibigkeit schon so erbost, dass es kein Halten mehr gab. Immer wieder aufs Neue startete der rechtsliberale Politiker mit 20 Dienstjahren als Minister neue Verbalattacken auf den Journalisten von Danmarks Radio (DR) los: „Du kannst hier Freitagabend nicht mit Fragen kommen, von denen ich keinen Schimmer habe. Mir reicht's.“

Um ihn dann anzuschreien: „Frag jetzt, verflucht nochmal. Du bist ja hier der Herrscher.“ Haarder entschuldigte sich am folgenden Tag schriftlich, verwies aber auch auf „Stress“, weil er zwischen dem Essen und dem geplanten Besuch eines Weihnachtskonzertes eigentlich sowieso keine Zeit gehabt hätte. Der Journalist habe auch durch endlose Wiederholung einer Frage nicht die geringste Rücksicht gezeigt. Damit hatte Haarder recht.

Tatsächlich wiederholte der Interviewer eine einzige Frage viermal und bat den Minister zwischendurch vor weiter laufender Kamera, doch bitte so zu antworten wie bei der Vorbesprechung. Bei diversen Internet-Abstimmungen über das Ministerverhalten äußerte die Mehrheit Verständnis für den gestressten Minister. Der Sender DR begründete die komplette Veröffentlichung des Scharmützels mit zunehmenden Versuchen von Politikern, nur noch komplett abgesprochene Interviews zuzulassen.

„Dies ist ein Beispiel dafür, dass Politiker Fragen vorher haben wollen und wie alles vorzugehen hat“, meinte DR-Nachrichtenchef Ulrik Haagerup auf der eigenen Internetseite. „Information“ fand heraus, dass der Minister es in einem wichtigen Punkt mit der Wahrheit nicht so genau genommen hatte. Noch im Februar habe Haarder in einem Interview klipp und erklärt: „Mein Lieblingsgericht ist klare Suppe mit Klößen.“