Das Comeback des Andreas Türck
Nach Vergewaltigungsvorwürfen schien die Karriere des Moderators trotz Freispruchs beendet. Nun kehrt er zurück.
Berlin. Er war lange weg, jetzt ist er wieder da: Wenn Andreas Türck am Sonntag bei Kabel eins sein Debüt als Moderator der Sendung „Abenteuer Leben“ gibt, feiert nach mehr als acht Jahren ein einstiger Star des Privatfernsehens ein unerwartetes TV-Comeback. Der 44-Jährige löst Christian Mürau ab und präsentiert künftig leicht verdauliche Reportagen aus Alltag, Wissenschaft und Technik.
Mit seinem Comeback bei Kabel eins startet Andreas Türck seine neue TV-Karriere bei einem Schwestersender des Kanals, der ihm vor Jahren kompromisslos den Stuhl vor die Tür stellte: Pro Sieben hatte dem Moderator gekündigt, nachdem Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn bekanntgeworden waren, die sich später in einem Prozess als haltlos herausstellten.
„Moderation ist mein Traumberuf. Für ‚Abenteuer Leben’ meine Leidenschaft ab jetzt wieder ausüben zu können, freut mich sehr“, sagt der 44-Jährige. Ende der neunziger Jahre stieg der Sonnyboy aus Hessen zu einem der Stars der damals grassierenden Krawalltalk-Welle im Privatfernsehen auf.
Von 1998 bis 2002 moderierte er auf Pro Sieben seine eigene, quotenstarke Nachmittagsshow „Andreas Türck“, in der sich Talkgäste lautstark über Brustvergrößerungen, Seitensprünge und andere Probleme aus dem zwischenmenschlichen und intimen Bereich stritten — gerne waren auch eher unappetitliche Themen wie „Bäh, du stinkst, wasch dich endlich“ darunter.
Viele der Sendungstitel waren direkt an den Moderator adressiert und hießen etwa „Andreas, mein Busen wird auch dich verrückt machen“ oder „Andreas, sie hat mich provoziert, da hab ich zugeschlagen“. Nach mehr als 800 Ausgaben wurde die Krawallshow eingestellt, Anfang 2004 übernahm Türck die „Chart-Show“, mit der Pro Sieben dem RTL-Format „Top Of The Pops“ Konkurrenz machen wollte.
Allerdings nicht lange: Als im März 2004 Vorwürfe bekanntwurden, Türck habe eine Frau auf einer Brücke in Frankfurt zu sexuellen Handlungen gezwungen, beurlaubte Pro Sieben seinen Moderator zunächst und kündigte ihm kurze Zeit später.
Türck wurde wegen Vergewaltigung angeklagt, der von zahlreichen Medien begleitete Prozess gegen den Moderator endete 2005 mit einem Freispruch — selbst der Staatsanwaltschaft waren im Laufe des Verfahrens erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des angeblichen Opfers gekommen.
Doch obwohl der Moderator freigesprochen wurde, lag seine erst wenige Jahre zuvor begonnene Fernsehkarriere in Trümmern — das alles erinnert auch an den Fall des ebenfalls wegen Vergewaltigung angeklagten und im vergangenen Jahr freigesprochenen TV-Wetterfrosches Jörg Kachelmann.
Seit 2007 ist Andreas Türck wieder in der Medienbranche tätig, er entwickelt und produziert mit seiner eigenen Firma erfolgreich Web-TV-Formate fürs Internet. Seine mit Spannung erwartete Rückkehr auf den Bildschirm ist ein Versuch, seine mehr als acht Jahre unterbrochene TV-Karriere fortzusetzen.