Nichtraucher atmen auf — viele Wirte fürchten um ihre Existenz
Das neue Gesetz sorgt am Tresen für Debatten. Der Gaststättenverband sagt Kneipensterben voraus.
Düsseldorf. Nun rückt es doch näher, das Ende von Raucherclubs, Raucherzimmern und anderen Schlupflöchern, mit denen sich Wirte dem Rauchverbot entzogen haben. Ab Mai 2013 gilt in NRW ein striktes Rauchverbot. Ganz entspannt darüber zeigt sich Judith Mailahn vom „Kabüffje“ in Düsseldorf. „Ich denke, dass das stenge Rauchverbot nicht so große Auswirkungen hat. Wenn überall Rauchverbot ist, bleiben die Raucher ja nicht alle zu Hause“, sagt sie, während sie „Killepitsch“ ausschenkt.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW sieht das ganz anders. „Wir befürchten ein gesetzlich beschleunigtes Kneipensterben“, sagte Sprecher Thorsten Hellwig am Donnerstag auf Anfrage. Die Geschäftsmodelle, wie kleine Eckkneipen, die darauf ausgerichtet seien, dass Raucher kommen, müssten nun mit Problemen rechnen. Hellwig ist sicher: „Wir gehen davon aus, dass 3000 von den 36 000 Betrieben in NRW empfindlich getroffen sein werden.“
Auch Sandra Palke hat diese Sorgen. Sie ist eine langjährige Angestellte im „König City“ in der Düsseldorfer Altstadt. Die Kneipe, auf der ein Aufkleber prangt mit den Worten „Rauchen erlaubt“, lebt von den Rauchern. „80 bis 90 Prozent unserer Kunden sind Raucher“, schätzt Palke. „Wenn die Kunden immer zum Rauchen rausgehen, werden wir das am Umsatz spüren.“ Sie glaubt zwar auch, dass Restaurants rauchfrei sein sollten, für kleine Kneipen wie ihre wünscht sie sich aber weiterhin eine Ausnahme. In Josef Miletics Restaurant ist Rauchen schon lange strikt verboten. „Das ist für uns ja in Ordnung, aber in Kneipen gehört das doch dazu. Da werden viele schließen müssen“, fürchtet er.
Thomas M. sitzt im Raucherraum im Brauhaus Uerige und genießt das Bier mit der Zigarette — noch. „Der jetzige Stand ist doch völlig fair — jeder hat die Wahl“, sagte er. Zudem hätten viele Gaststätten umgebaut und investiert, um das Rauchen zu ermöglichen. „Was komm denn als nächstes? Mettbrötchenverbot, weil die zu fettig sind?“
Auch Dehoga-Sprecher Hellwig kritisiert an dem Gesetz, dass der Kunde und seine ganze Branche bevormundet würden. „Rauchen ist ja nichts Illegales. Warum will man die Leute vor sich selbst schützen?“
Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, begrüßt das Gesetz: „Aus ärztlicher Sicht ist das ein bedeutender Fortschritt bei der Verhütung von Krankheiten“, sagte er unserer Zeitung. Ein strikter Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie der Beschäftigten in der Gastronomie vor den gravierenden gesundheitlichen Gefahren durch das Passivrauchen sei überfällig gewesen.