Das neue Glück des Altkanzlers Helmut Schmidt
93-Jähriger bekennt sich öffentlich zu Lebensgefährtin.
Hamburg. Knapper könnte die Antwort nicht sein. Was könnte man auf die Frage, ob man eine neue Lebensgefährtin hat, nicht alles erzählen? Ausflüchte machen, ins Schwärmen geraten, die halbe Lebensgeschichte zur Erklärung bemühen. Oder einfach nur „Ja“ sagen — wie Helmut Schmidt. Keine zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau Loki weiß die Republik nun, dass ihr beliebtester Altkanzler mit einer anderen Frau zusammen ist: Ruth Loah, seit vielen Jahrzehnten eine von Schmidts engsten Mitarbeiterinnen.
Auch sonst erfolgt die Mitteilung über die überraschende Veränderung im Leben des 93 Jahre alten SPD-Politikers ziemlich versteckt. Der Mitherausgeber der „Zeit“ erzählt davon recht beiläufig im Gespräch mit Chefredakteur Giovanni die Lorenzo, mit dem er sich gern über die grundsätzlichen Dinge unterhält. Dieses Mal geht es ums Erwachsenwerden. Aber dann eben auch um die Liebe.
Schmidt verrät, dass er sich auch bald zwei Jahre nach deren Tod immer noch fast jeden Tag an seine Ehefrau Loki erinnert. Aber eben auch, dass es da noch eine andere Frau gebe, an die er „beinahe täglich“ denke: Ruth Loah, 15 Jahre jünger als er, Kurzhaarschnitt und vom Typ her Loki ziemlich ähnlich. „Ich kenne sie seit 1955. Sie war mal meine Mitarbeiterin, auch hier bei der ,Zeit’. Sie ist eine große Hilfe.“ Auf die Nachfrage, ob sie auch seine Lebensgefährtin sei, gibt es das knappe „Ja“. Mehr nicht.
Die Neuigkeit bedeutet auch für die meisten im bundesdeutschen Politbetrieb eine Riesen-Überraschung. Mit Loki war Schmidt fast sieben Jahrzehnte lang verheiratet, von 1942 bis zu ihrem Tod im Oktober 2010, als sie mit 91 Jahren starb. Ihren Ehering trägt er seitdem am kleinen Finger. Viele wären nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass es noch einmal eine andere Frau in seinem Leben geben könnte. Und kaum wenige sorgten sich anfangs, dass Schmidt Lokis Tod nicht verkraftet.
Für Leute, die ihn länger kennen, ist das neue Paar jedoch keine Sensation. Ruth Loah — Jahrgang 1933, geboren in Hannover, Tochter eines Facharbeiters — gehört seit Jahrzehnten zu seiner engsten Umgebung. 1962, als Schmidt als Hamburger Innensenator durch die große Sturmflut zu bundesweiter Bekanntheit gelangte, war sie bereits seine Sekretärin. Auch in seinen Büchern bedankt sich Helmut Schmidt immer wieder bei Ruth Loah für deren Mitarbeit.
Jemand aus Schmidts Umgebung erzählt: „Ruth Loah ist seine langjährige Seelenfreundin. Sie gehörte praktisch zur Familie.“ Und sie verstehe es auch, mäßigend auf den Altkanzler einzuwirken, der heute zwar das größte lebende Vorbild der Deutschen ist, dessen Launen zumindest früher aber gefürchtet waren. „Wenn er schlechte Laune hatte, sorgte sie mit ihrer warmherzigen Art dafür, seine Stimmung wieder aufzubessern.“