Das neue Reich der Orang-Utans

Gelsenkirchener Zoom-Erlebniswelt ist seit Donnerstag mit der neuen „Asien-Welt“ komplett.

Gelsenkirchen. Orang-Utan Schubbi kann von seinem Kletterbaum bald Ausschau nach dem Förderturm der stillgelegten Gelsenkirchener Zeche Consolidation halten. Der 37-jährige Menschenaffe ist nicht nur Anführer eines Harems von sechs Affendamen in der "Zoom Erlebniswelt", sondern auch der Star der neuen "Asien-Welt" des Zoos. Mit der offiziellen Eröffnung des dritten Teils ist Donnerstag der Umbau des in die Jahre gekommenen Ruhr-Zoos zur "Zoom-Erlebniswelt" nach zehn Jahren endlich komplett. Ab diesem Freitag ist der gesamte, für 92 Millionen Euro rundum erneuerte Zoo erstmals für Besucher geöffnet.

"Auf einer Fläche von 30Hektar ist der erste vollständig nach naturnahen Prinzipien gestaltete Zoo in Deutschland entstanden", so Zoo-Sprecherin Sabine Haas. Vor der "Asien-Welt" waren in den vergangenen Jahren bereits "Alaska" und "Afrika" eröffnet worden. Besonderheit: Die Besucher kommen ganz nah an die Tiere heran. Die Besucherzahlen hatten sich bereits in den vergangenen Jahren durch den Umbau von jährlich 250 000 auf bis zu eine Million vervierfacht.

Rund 80 Tiere aus 22 Arten gibt es in der "Asien-Welt". Neben den Orang-Utans, die aus Basel nach Gelsenkirchen gekommen sind, bevölkern aus den Niederlanden und Duisburg eingetroffene Trampeltiere, asiatische Zwergotter aus Hamburg, Schönhörnchen aus Heidelberg und Hanuman-Languren aus dem Saarland als weitere Affenart die Gehege. Mittelpunkt der überdachten Tropenhalle und des bei Kälte für die Affen derzeit noch geschlossenen Außengeländes ist das Reich der Orang-Utans.

"Der Schubbi ist ein lieber Typ. Der ist die Ruhe selbst", beschreibt Tierpflegerin Gina Dohrmann die Qualitäten ihres neuen Schützlings. Doch die 25-Jährige muss sich beim Kraulen ihres Lieblings-Affen vor der eifersüchtigen Damen-Riege in Acht nehmen. Vor allem die 22-jährige Ogan habe ein Auge auf den Clan-Chef geworfen. Wie stark ein Menschenaffe ist, musste ein Arbeiter beim Umbau schmerzhaft erfahren. Statt nach einem angebotenen Getränk griff eine der Affendamen nach dem Arm des Mannes. Die Begegnung zwischen Affe und Mensch endete mit blauen Flecken.

"Menschenaffen zählen zu den gefährlichsten Tieren im Zoo", so Dohrmann. Die mit einem in Freiheit lebenden Bestand von nur noch 7000 Tieren zu den stark gefährdete Arten zählenden Sumatra Orang-Utans gelten als kompliziert im persönlichen Umgang. "Ein Affe zeigt, ob er jemanden mag oder nicht", sagt Dohrmann. Missliebiges Affen-Personal wird im besten Fall ignoriert, im schlimmsten Fall drohen gezielte Kot-Würfe. Bei Problemen setzen versierte Tierpfleger auf den Einsatz von Gummibärchen, die noch fast jeden Affen umgestimmt haben.