Das Vorstellungsgespräch am heimischen Computer
Einige Unternehmen bieten ihren Bewerbern an, sich per Videotelefon vorzustellen — ein Verfahren mit Tücken.
Düsseldorf. Oben Sakko, unten Jogginghose. Normalerweise ist diese Zusammenstellung beim Bewerbungsgespräch nicht zu empfehlen. Doch es könnte in Zukunft immer unwichtiger werden, wie sich der Bewerber jenseits des Bauches kleidet.
Der Grund: Immer mehr Unternehmen setzen auf das Gespräch per Videotelefon. Was in den USA und Asien bereits weit verbreitet ist, wird auch in Deutschland bereits von ersten Unternehmen übernommen. Der Otto-Konzern etwa lernt ein Fünftel seiner Bewerber per Webcam am Bildschirm kennen.
Das Vorstellungsgespräch mit „Skype“ (Programm für Internet-Telefonate) habe viele Vorteile, sagt Otto-Personalbeauftragte Ireen Baumgart. Sie erklärt: „Bei einem Videointerview entfallen für beide Seiten Reisekosten, und der Zeitaufwand hält sich in Grenzen.“
Dafür hat diese Form des Kennenlernens seine eigenen Spielregeln. Der Händedruck fällt weg, dafür spielt auf einmal das Zuhause eine wichtige Rolle. Zumindest der Teil, der auch im Bildausschnitt zu sehen ist. Wer im Hintergrund das ungemachte Bett vergessen hat, sammelt Minuspunkte.
Es soll sogar engagierte Bewerber geben, die zur Bohrmaschine greifen, um sich mit einem Bücherregal im Rücken zu zeigen. Der gute Eindruck ist jedoch gleich wieder futsch, wenn das Gespräch ständig durch den Mitbewohner oder das Haustier unterbrochen wird.
Größte Tücke bleibt jedoch die Technik. Wenn auf einmal Bild oder Ton verschwinden, ist die Ruhe gestört. Baumgart sagt dennoch: „Das lockert meist das Gespräch auf, da man über solche Pannen gemeinsam lachen kann.“ Das Zweitgespräch bei Otto ist dann immer ein persönliches. Live, in Farbe — und mit Anzughose.