„Das waren Bilder wie im Krieg“

Zahlreiche Retter aus Nordrhein-Westfalen kämpften um das Leben der Verletzten.

Duisburg. Es war die grauenvollste Nacht, die Dr. Nadja B. (Name geändert) in ihrem Beruf als Notärztin bislang erlebt hat. "Das waren Bilder wie im Krieg. Am Unglücksort lagen Dutzende Schwerverletzte. Manche hatten sich Beine und Arme abgerissen, als sie über Bauzäune kletterten", sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Bis zum frühen Morgen versorgten Nadja B. und zahlreiche Kollegen die Opfer - nicht allen konnten die Mediziner helfen, einige starben später im Krankenhaus. B.: "Man sieht als Notarzt ja oft viel Schlimmes, aber das muss auch ich erstmal verarbeiten."

In den Duisburger Kliniken hatte man sich eigentlich auf Kreislaufschwächen durch zu viel Alkohol oder Schnittwunden eingestellt - bei Großveranstaltungen in Großstädten nichts ungewöhnliches. Niemand konnte ahnen, dass die Katastrophe solche eher leichten Beschwerden beinahe schon zu Randerscheinungen werden ließ.

Patienten mit nicht so schweren Verletzungen wurden während des Einsatzes in den weiter außerhalb liegenden Krankenhäusern Duisburgs behandelt. Die akuten Notfälle hatten Vorrang. Auch ein Großteil der Düsseldorfer Rettungskräfte war bis tief in die Nacht in Duisburg im Einsatz: Notärzte, Rettungssanitäter, und rund 60 Polizisten rückten nach dem Unglück sofort in die Nachbarstadt aus, um zu helfen.

Zusätzlich wurden Seelsorger entsendet. 50 Kräfte der Johanniter hielten sich in Bereitschaft. Remscheid schickte 26 Einsatzkräfte zur Katastrophe. Ihre Aufgabe: Leben retten bei zugleich vielen aggressiven Ravern, die den Helfern im Weg standen. Die Bilder, die sie dort zu sehen bekamen, werden sie sicher noch lange verfolgen. Von "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" berichteten sie nach ihrer Rückkehr am frühen Sonntagmorgen.