Ausstellung zeigt die frühen Hosen

Fotograf Richard Gleim erlebte die Anfänge des Punk in Düsseldorf hautnah. Ab morgen zeigt er im Postpost seine Bilder.

Düsseldorf. „Als ich Campino zum ersten Mal sah, war ich überwältigt von seiner Art. Sofort wusste ich: Das ist ein echter Entertainer“, sagt Richard Gleim über die erste Begegnung mit Campino und seinen Bandkollegen, die Ende der siebziger Jahre unter dem Namen ZK erstmals auf der Bühne standen. In der Trompete in Heerdt traf Gleim die Band, aus der wenige Jahre später die Toten Hosen wurden. Zwischen 1980 und 1983 hielt er mit seinen Fotografien ihre Anfänge fest.

Noch heute kann sich Richard Gleim gut an die einmalige Stimmung erinnern, die in den frühen achtziger Jahren mit dem Punk eine neue Musikrichtung hervorbrachte: „Alles war so frisch und neu, das hat mich unglaublich fasziniert. Es herrschte eine regelrechte Aufbruchstimmung.“ Diese Aufbruchstimmung kann das Publikum seiner neuen Ausstellung ab Freitag selbst erleben. Ausgestellt werden zum Teil nie gezeigte Fotografien der Toten Hosen, ihren Bühnenauftritten und ihren Fans.

„Damals war die Stimmung bei Konzerten eine andere als heute. Das Publikum war Teil des Abends und nicht nur Zuschauer“, erinnert sich Gleim. Viele seiner Bilder zeigen die Nähe der Künstler zum Publikum und damit Szenen, die man heute so nicht mehr erlebt.

Foto: Richard Gleim

Dass die Toten Hosen heute, fast 40 Jahre später, noch so erfolgreich sein würden, hatte damals niemand geahnt. „Darum ging es auch nicht. Es ging weniger darum, beliebt und erfolgreich zu sein, als etwas zu machen und zu bewegen“, sagt Gleim. Der heute 76-Jährige freut sich darüber, dass seine Bilder nun jeder sehen kann: „Diese Sammlung wird nicht nur für all jene interessant sein, die damals dabei waren. Junge Fans können die Toten Hosen nun in ihrem Alter erleben und ein Gefühl dafür bekommen, wie alles begann.“

Richard Gleim, oder ar/gee gleim, wie man ihn auch nennt, war schnell begeistert von der künstlerischen und kreativen Welt der frühen Achtziger, von der er eher durch Zufall ein Teil wurde. Auf der Suche nach einer Kamera für ein Filmprojekt verschlug es ihn in den Ratinger Hof, wo alle irgendetwas Kreatives machten. Er kam mit anderen Künstlern ins Gespräch und wurde Teil ihrer Welt. „Vielen ging es nicht darum, ein erfolgreiches Projekt auf die Beine zu stellen, sondern Ideen in die Tat umzusetzen, die etwas bewegen könnten“, sagt Gleim. Dies habe auch die Toten Hosen so besonders gemacht, denn sie scherten sich nicht um kommerziellen Erfolg. Wahre Unterhaltung sei das, sagt Gleim.

„Unterhaltung sollte mit einem gewissen Anspruch oder einer Anregung verbunden sein und nicht nur dazu dienen, sich belustigen zu lassen“, erklärt er und deutet darauf hin, dass dieser Gedanke heute nicht mehr selbstverständlich sei. Die wenigen Künstler, die heute noch wertvolle Musik machen, würden oft untergehen, weil sie nicht die mediale Aufmerksamkeit bekommen wie die Popstars, die die Massen unterhalten. Seine Ausstellung im postPost dokumentiert so auch die Anfänge einer Band, die diesen Zeitgeist widerspiegelt, in dem es darum ging, gemeinsam etwas zu bewegen: „Die Toten Hosen ziehen ihr Ding seit 40 Jahren durch. Vor dieser Haltung ziehe ich den Hut. Sie sind das beste Beispiel dafür, wie man mit Zusammenhalt die Welt ein bisschen verändern kann.“