„Queen’s Men“ - Shakespeare-Spaß mit ein paar Längen im Düsseldorfer Theaterzelt
Die „Queen’s Men“ fechten, singen, spielen und albern sich im Zelt am Rhein durch die Theatergeschichte.
Düsseldorf. Sein oder Nichtsein, das ist nicht die Frage. Geld oder kein Geld, Zuschauer oder keine Zuschauer, das zählt für die zerlumpte Theatertruppe um Trunkenbold Shaunessy Williams. Die Männer träumen von einem richtigen Stadttheater und von einem genialen Stück. „Dann bräuchten wir nicht mehr in so einem blöden Zelt zu spielen“, sagt ihr Manager George — und landet einen ersten Lacherfolg. Denn gerade das Theaterzelt am Rhein erweist sich in der zweiten Saison des Düsseldorfer Intendanten Wilfried Schulz als goldrichtiger Ort für diesen großen Theaterspaß.
Auch wenn es schmerzt, dass im Schauspielhaus am Gründgens-Platz wegen Bauarbeiten nur in Ausnahmen gespielt werden kann, ergibt sich daraus die Chance zu diesem Stück, das man sich im Großen Haus kaum hätte vorstellen können. Peter Jordan und Leonhard Koppelmann bedienen mit ihrer Shakespeare-Komödie „The Queen’s Men“ geschickt die Bedürfnisse ganz unterschiedlicher Theatergänger: Für Musical-Fans gibt’s ein paar rührende und ein paar rockige Songs samt romantischer Liebesgeschichte.
Fürs Bildungsbürgertum verstecken sich jede Menge Titel, Zitate und Anspielungen auf Shakespeare-Werke, so dass ein Rätselvergnügen im Kopf das Schauen begleitet. Und für alle, die Schauspielern gerne dabei zusehen, wie sie sprechen und singen, fechten und sich in ihre Figuren legen, haben Hanna Werth und die zwölf Männer in knapp drei Stunden viel zu bieten. Auch wenn dem stark startenden Spektakel ein paar Szenen weniger ganz gut getan hätten und nicht alle Rollen und Einfälle des Duos Jordan und Koppelmann überzeugen.
Dennoch: Herrlich shakespearean springen die schauspielernden Schauspieler um Shaunessy (Moritz Führmann) von allen Seiten auf die runde Holzbühne, werfen sich einen Mantel um und sind flugs Berater der Königin und nicht mehr zaudernder Hamlet, der nach der richtigen Betonung sucht. Scheinbar mühelos gelingen etwa Kilian Land die vielen Wechsel. Seine royale Haltung sitzt selbst dann, wenn er das dazugehörige Kostüm nicht am Körper, sondern in Händen trägt. Ob das so soll oder so passiert im Eifer des Gefechts — das gehört zu diesem lustvollen Theaterabend dazu wie der großartige Wolfgang Reinbacher, der sich mit seinem Auftritt sehr charmant ein eigenes Denkmal setzt.
Seit 1960 gehört er zum Düsseldorfer Schauspielhaus und spielt nun den senilen Mimen Sir John, der zumeist seinen Einsatz verpasst und sich bis zur nächsten Mittagspause schleppt. Aber wenn sein King Lear die Hände hebt und mit „Blast, Wind und sprengt die Backen! Wütet, Blast!“ das Zelt erfüllt, ist die Kraft des Theaters ebenso spürbar wie die Tiefe der rezitierten Shakespeare-Sätze.
Und eine Story? Die gibt’s, doch nicht immer packen einen die gespiegelten Plots, wenn sich Shaunessy und Elisabeth in ihrer unmöglichen Liebe zwischen Königin und Theatermann verzehren wie Romeo und Julia oder der stotternde David (Jonas Hackmann) als Richard III. im Rampenlicht seinen Sprachfehler vergisst und sich an seiner Macht berauscht. Ganz nebenbei rettet diese erfolglose Truppe die Queen noch vor Zwangsverheiratung und Verschleppung nach Spanien. Olé. Die Ebenen gehen einem immer mal wieder verloren in dem ganzen Durcheinander. Der Manager Georg (Sven Gey), verzweifelt an diesem Haufen und schreit: „Schreibt doch, was ihr wollt und wie es euch gefällt.“