Düsseldorf Theater: Bürger zahlen Renovierung selbst

Für zwölf Millionen Euro wird der Zuschauerbereich des Düsseldorfer Schauspielhauses umgestaltet. Die Hälfte des Geldes bringen Düsseldorfer auf.

Düsseldorf. Die sechs Millionen Euro hat Schauspielhausintendant Wilfried Schulz noch nicht zusammen. Jedoch gibt es schon jetzt Zusagen über erhebliche Spendengelder, so dass der Theatermann gewiss sein kann, dass sich das Klinkenputzen gelohnt hat. Schulz hatte eine einschneidende Umgestaltung des Foyerbereichs ins Gespräch gebracht und für deren Realisierung Mitstreiter gesucht, denn es gilt, zwölf Millionen Euro aufzubringen.

Da das Land und — zu größten Teilen — die Stadt die 30 Millionen Euro der laufenden Sanierung von etwa Dach und Fassade des Schauspielhauses übernehmen, musste Schulz sich etwas einfallen lassen, um sein Vorhaben durchzusetzen. Er sprach bei einflussreichen und vermögenden Düsseldorfern vor und überzeugte sie mit Hilfe der Unternehmensberaterin und Theaterliebhaberin Bettina Siempelkamp, Mitglieder eines Kuratoriums zu werden, das sechs der zwölf Millionen Euro aufbringt. Die verbleibenden sechs Millionen, so der Deal, übernehmen Stadt und Land. Mitglieder des neu gegründeten Kuratoriums „Schauspielhaus 2020“ sind unter anderem Unternehmer Patrick Schwarz-Schütte (ihm gehört das Dreischeibenhaus), Regisseur Sönke Wortmann, Fortuna-Vorstand Robert Schäfer, Immobilienentwickler und Kunstsammler Gil A. Bronner, Siempelkamp und Schulz. Die Kuratoriumsmitglieder nutzen ihre Netzwerk für die Spenden, dürfen aber auch gerne ins eigene Portemonnaie greifen. „Ja, das ist so gedacht“, sagt Bettina Siempelkamp, die die Geschäftsführung des Kuratoriums übernommen hat.

Foto: Sergej Lepke

2020 feiert das Schauspielhaus seinen 50. Geburtstag, dann soll das Haus wieder strahlen. „Das Schauspielhaus ist dank Wilfried Schulz auf einem exzellenten Weg“, begründet Patrick Schwarz-Schütte sein Engagement. „Das Team leistet glänzende Arbeit und wir möchten dabei helfen, dass es 2020 in einem ebenfalls wieder glänzenden Gebäude tätig ist. Das ist wichtig für die Kultur dieser Stadt.“ Wie berichtet, muss das Schauspielhaus wegen der Sanierung des Gebäudes am Gründgens-Platz und der Entstehung des Kö-Bogens II derzeit auf alternative Standorte ausweichen, zum Beispiel das Central am Hauptbahnhof und, aktuell, das Zelt an der Rheinterrasse. Ab Herbst 2018 soll wieder am Gründgens-Platz gespielt werden, die Sanierung bis 2019 abgeschlossen sein.

Dann soll es im Publikumsbereich wie folgt aussehen: Der Foyerbereich wird großzügiger und vor allem lichter gestaltet. Die Tageskasse soll als gläserner Pavillon auf den Gründgensplatz verlegt werden, die Mauer des Theatergebäudes wird zum Platz hin geöffnet und erhält eine Glasfront. Die Beleuchtung wird neu, die Garderobe überarbeitet, die ungemütliche Halle, in der die Zuschauer in den Pausen und nach einer Vorstellung ein Glas trinken, wird behaglicher gegliedert. Wo es derzeit überall im Haus hakt, zeigen Filmemacher Sönke Wortmann und die Werbeagentur BBDO in kurzen, witzigen Filmen.

Die Leitung der Modernisierung übernimmt Architekt Christoph Ingenhoven, der auch den 2. Abschnitt des Kö-Bogens verantwortet. Ihm immer dicht auf den Fersen sind die Denkmalschützer, die das von Bernard Pfau entworfene Theater vor unangemessenen Eingriffen schützen. Dass überhaupt bauliche Änderungen möglich sind, setzte Oberbürgermeister Thomas Geisel durch: Die Stadt erwarb für 750 000 Euro alle Rechte an dem urheberrechtlich geschützten Bau und Theatervorplatz.

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