Kultur in Düsseldorf Schauspieler Christopher Krieg: Wehe, ich seh’ dich im Theater, sagt der Vater

Christopher Krieg hörte nicht auf seinen Vater und wurde Schauspieler. Jetzt tritt im Theater an der Kö in „The King’s Speech“ auf.

Foto: Johannes Steidle

Düsseldorf. Es ist Jahre her, dass der damals jugendliche Christopher Krieg seinen Vater im Krankenhaus besucht und dieser den Sohn ermahnt: „Wehe ich seh’ dich im Theater.“ Die Eltern sind Schauspieler, Vater Rudolf Krieg ist zu diesem Zeitpunkt stellvertretender Intendant am Theater Mainz.

Sein Sohn, schon einmal sitzengeblieben, soll sich in der Schule anstrengen und die Theaterwelt meiden. Der Vater setzte sich zumindest in einer Sache durch: Christopher legte ein glänzendes Abitur hin, im Theater trieb er sich aber trotzdem herum. Zunächst als Kabelträger, dann als Statist und später als ausgebildeter Schauspieler. „Es war eine andere Welt, ich servierte Sekt in Operetten und war glücklich“, sagt Krieg.

Christopher Krieg, Schauspieler

Ab kommender Woche ist er in dem neuen Stück des Theater an der Kö zu sehen: „The King’s Speech“, der Film kam 2011 in die deutschen Kinos und räumte vier Oscars ab. Colin Firth („Bridget Jones, Schokolade zum Frühstück“) spielt Albert, Herzog von York und zweitältester Sohn von König Georg V. Albert stottert, bringt in der Öffentlichkeit keinen zusammenhängenden Satz heraus.

Als Kind wurde er mit Schlägen zum Gehorsam gezwungen, was der Junge nie verkraftet hat. In seinem Stottern drückt sich all seine Furcht vor dem Leben und vor den Menschen aus. Ein australischer Sprachtherapeut wird engagiert, er soll dem Monarchen das Stottern abgewöhnen, tatsächlich jedoch hilft er ihm dabei, mit seiner Angst umzugehen.

„Seine Angst überwindet er bis zum Schluss nicht“, sagt Krieg. „Das Kindheitstrauma sitzt zu tief.“ Krieg übernimmt die Rolle von Albert und lernt zu stottern. „Albert hat nicht nur kleine Verhakungen, sondern Blockaden, die seine Mimik beanspruchten und beeinträchtigen. Ich habe regelrechte Verspannungen im Nacken davon.“ Es dauert nicht lange, bis er den gestörten Redefluss der Figur beherrscht. Die eigentliche Arbeit sind die Recherchen im Vorfeld — etwa Gespräche mit einem Sprachtherapeuten, der Krieg die vielen Formen und Ursprünge des Stotterns lehrt. Sein Vorbild jedoch ist sein Kinderarzt, ein enger Freund der Familie. Krieg nennt ihn seinen „Zweit-Vater“, der zu stottern begann, als er aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte.

Im Umgang mit seinem „Zweit-Vater“ begeht Krieg den Standard-Fehler. „Ich habe seine Sätze vervollständigt, ungeduldig, wie ich damals war.“ Mit der Zeit jedoch begreift er, was zu tun ist und erfasst die Tragik der Beeinträchtigung. „Stottern ist für den Betroffenen unerträglich und für die Zuhörer.“

Den dafür richtigen Ton in einer Boulevard-Komödie, die es ja eher heiter mag, zu finden, ja, das funktioniert, glaubt Krieg. Claus Helmer, der auch in Düsseldorf Regie führt, hat „The King’s Speech“ bereits 2013 für das Fritz-Rémond-Theater, Frankfurts Komödie, inszeniert. Auch damals spielt Krieg den verunsicherten Monarchen Albert. „Die Pointen sind nicht extra reinmontiert, sondern ergeben sich aus Situationen“, erklärt Christopher Krieg. „Wenn etwa die australische Lässigkeit des Sprachlehrers Lionel Logue auf die viktorianische Strenge trifft.“

Einen der schönsten Momente jedoch beschere die Dramaturgie am Ende der Inszenierung. „Ich verrate nichts. Das sollen die Zuschauer selbst erlegen.“