Zeichner nehmen Goethe in den Blick
Urban Sketcher zeichnen, was sie sehen. Jetzt waren sie im Goethe-Museum unterwegs.
Düsseldorf. Ein bisschen Gekrakel und die Einkaufsliste finden sich im ausgelegten Skizzenbuch. Ist das museumsreif? Schlägt man eine Seite weiter, zeigen sich fein komponierte Aquarelle und genau erfasste Tusche-Zeichnungen. Sven Büngener erlaubt den Besuchern im Goethe-Museum einen Blick in seine Aufzeichnungen. Das ist reizvoll und intim. Es sind Streifzüge durch die Stadt, das Fortuna-Büdchen und Schloss Jägerhof wählt er als Motive. In der Vitrine im Goethe-Museum sind auch Bilder seines Sohnes zu sehen. Der siebenjährige Simon ist der jüngste Urban Sketcher, der vom 27. August bis 13. September im Goethe-Museum ausstellt.
„Ich bin jetzt ganz Zeichner, habe Mut und Glück...“, mit diesem Goethe-Zitat überschreiben die Künstler der freien Gruppe aus Köln und Düsseldorf ihre Zeichnungen. Sie gehören zu einer internationalen Bewegung: Die Urban Sketcher verbreiten sich von den USA aus über die ganze Welt. Seit zwei Jahren gibt es sie auch in Düsseldorf, jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sie sich in der Destille, Bilker Straße 46. „Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung“, erklärt Carsten Tiemessen. Sie folgen ihrem Manifest, nachdem sie vor Ort zeichnen, drinnen oder draußen und nach direkter Beobachtung.
Im Februar haben sich die Künstler, unter ihnen Profis wie Laien, erstmals im Goethe-Museum getroffen. Sie hockten sich mit ihren Blöcken, Bleistiften und Farbkästen vor Büsten und ins Treppenhaus. Entstanden sind Porträts des Dichterfürsten, aber auch der Urban Sketcher selbst, wie sie im Museum ihre Motive in den Blick nehmen, sie erfassen, verarbeiten und aufs Papier bringen, zeigen die ausgewählten Arbeiten.
Mit schwarzen, energischen Strichen hat Carsten Tiemessen die Konturen Goethes erfasst. Schwungvoll und stark. Ausgemalt sind die Züge in zarten Ocker- und Violett-Tönen. „Das ist eine Hommage an den Dichter den Herrn Goethe, eine Geste des Grußes und des Dankes“, sagt Tiemessen. Besonders schwierig fand er es nicht, den großen Dichter zu zeichnen. „Es sind immer die gleichen Schwierigkeiten: die Wahl der Perspektive, die Selbstkritik.“ Bei den Urban Sketchers gehört es dazu, dass erfahrenere Zeichner den weniger geübten helfen. Entweder direkt vor Ort, wenn man sich zum gemeinsamen Zeichnen trifft, oder in regelmäßigen Workshops.