Düsseldorf Photo Weekend OB Geisel mischt sich ein - Streit um Düsseldorfs Photo Weekend
Der Oberbürgermeister hat der langjährigen Leiterin die Organisation der Veranstaltung weggenommen und die Verantwortung Alain Bieber übertragen.
Düsseldorf. Als Werner Lippert vor fünfeinhalb Jahren zum ersten Mal zum Photo Weekend lud, tat er dies ohne die Unterstützung der Stadt. Der frühere Chef des NRW-Forums hatte zwar um Hilfe gebeten, sie jedoch nicht bekommen. Als sich dann im zweiten Jahr herausstellte, dass das neue Angebot viel Zuspruch fand, kam Bewegung in die Kulturverwaltung. Heute ist Lippert zwar nicht mehr Chef des NRW-Forums, das Photo Weekend aber fester Kulturttermin in der Stadt und neuerdings sogar Chefsache. Wie jetzt bekannt wurde, hat Oberbürgermeister Thomas Geisel Alain Bieber, der seit zwei Jahren das NRW-Forum leitet, überraschend die Verantwortung für die Veranstaltung übertragen. Bisher war Galeristin Clara Maria Sels zuständig, die sich von Anbeginn an für das Photo Weekend engagierte. Geisels Entscheidung traf sie völlig unerwartet.
Auslöser für den Wechsel an der Spitze war ein Antrag auf Zuschusserhöhung für das Photo Weekend von 65 000 Euro auf dann 140 000 Euro, die Geisel nachdenklich stimmte. „Das geht so nicht. Es handelt sich hier um öffentliche Gelder“, sagt Geisels Büroleiter Jochen Wirtz. Wohlwissend, dass sein Chef angesichts finanzieller Engpässe kostengünstigeren Alternativen gern den Vorrang gibt.
Das Photo Weekend wieder an eine öffentlich finanzierte Einrichtung wie das NRW-Forum anzudocken, könnte eine solche Alternative sein. Auch transparenter soll es mit Alain Bieber zugehen, der für ein Kunstverständnis steht, das sich aus einer Mischung aus Modernität, Intellektualität und Zeitgeist speist. Er soll das Photo Weekend professioneller gestalten. Kurzum er soll und will der Welt zeigen, dass Düsseldorf die Metropole der Fotokunst ist.
„Wir werden das Profil schärfen und mehr Besucher in die Stadt holen“, sagt Bieber. Eine Jury, die noch einzurichten ist, achte auf „die künstlerische Qualität“ der Ausstellungen. Ihm schwebt ein Festival vor von der Dimension einer Biennale für aktuelle Fotografie in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg oder der Triennale Photographie Hamburg. Zur Triennale 2015 kamen 65 000 Besucher zum zehntägigen Festival nach Hamburg und rund 200 000 während der gesamten Laufzeit der Ausstellungen. Das diesjährige Photo Weekend in Düsseldorf zog 100 000 Menschen an, die allerdings auch über das Kern-Wochenende hinaus die Fotokunst anschauten. Besucherzahlen allein für das Wochenende existieren nicht.
Galeristen sind bislang die Hauptakteure des Foto-Events. Mit ihnen will sich Bieber zusammensetzen. Ob Clara-Maria Sels ohne Leitungsbefugnis mit am Tisch sitzen wird, ist unsicher. Sie ist nicht glücklich über die neue Entwicklung. Zumal sie nicht den Eindruck hat, dass ihr Engagement für das Düsseldorfer Kulturleben angemessen gewürdigt wird. „Mein Team und ich haben das Photo Weekend weiterentwickelt und über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht“, sagt Sels. Sie habe Sponsoren für Ausstellungen besorgt, als die Direktion des NRW-Forums zwei Jahre unbesetzt war und die Pressearbeit erledigt. „Die 75 000 Euro decken nur die Hälfte der Veranstaltungskosten“, sagt sie, was Kulturdezernent Hans-Georg Lohe bestätigt.
„Es ist unerfreulich gelaufen“, sagt Clara Gerlach, kulturpolitische Sprecherin der Grünen und meint den Umgang mit Sels. Die Galeristin erfuhr per Mail, dass ihr nach fünf Jahren die Organisation aus den Händen genommen wird. Den Namen „Photo Weekend“ hat sie sich nach eigener Aussage schützen lassen. „Ich gehe nicht davon aus, dass die aktuelle Entscheidung final ist“, sagt sie. Ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister steht in der nächsten Woche an.