Premiere Die Eule und das Kätzchen - Gemischter Wort-Salat für Zwei

Premiere von „Die Eule und das Kätzchen“ in der Komödie an der Steinstraße.

Foto: Peter Bocklage

Düsseldorf. Ein Möchtegern-Model und ein dilettierender Dichter treffen aufeinander wie Feuer und Wasser. Doris ist gerade aus ihrer Wohnung geflogen, und Felix ist dran schuld. Sie hatte ihre Wohnung rechtswidrig horizontalgewerblich genutzt, und er hat sie mit dem Fernrohr dabei beobachtet und beim Vermieter denunziert. So aufgeladen ist die Ausgangslage in dem Lustspiel „Die Eule und das Kätzchen“ - original: „The Owl and the Pussycat“ des amerikanischen Bühnen- und Drehbuchautors Bill Manhoff (1919-1974). Jetzt hatte eine Neuinszenierung des Klassikers Premiere in der Komödie an der Steinstraße.

Es klopft an der Tür, und aus dem Treppenhaus dringt eine sanfte Frauenstimme. Sehr zögerlich entriegelt Felix seine Wohnungstür. Kaum ist sie offen, fährt eine Furie durch sie hindurch. Es handelt sich um die junge, attraktive und sehr temperamentvolle Nachbarin Doris, die ihren Denunzianten zu Rede stellt und sich kurzerhand bei ihm einquartiert. Eine turbulente Posse nimmt ihren Lauf.

Genretypisch stoßen sich hier Gegensätze zunächst ab, um mit der Zeit enorme Anziehungskraft zu entwickeln. Die Handlung des Stücks aus den 60er Jahren ist recht vorhersehbar. Dass aus starker Abneigung bald Liebe werden soll, wird schon klar, als das ungleiche Paar zum ersten Mal voreinander steht. Besonders viel Spannung erzeugt das nicht.

Dennoch punktet die Komödie durch verbalen Schlagabtausch und Situationskomik. Die zu erlebende deutsche Fassung wirkt auch modernisiert. Beispielsweise taucht ein i-Phone auf oder ein Witz, der mehr in unsere Zeit passen würde: „Wie erkennt man einen Veganer auf einer Party?“, fragt Felix, und gibt sogleich die pointierte Antwort: „Gar nicht, er erzählt es jedem.“

Felix erweist sich als Mensch der differenzierten Sprache und wirft mit hochtrabenden Fremdwörtern nur so um sich. Doris drückt sich simpel aus und ärgert sich über die vielen ihr unbekannten Begriffe, mit denen sie von ihrem unfreiwilligen Gastgeber bombardiert wird. Heraus kommt ein bunt gemischter Sprach-Salat: Er ist für hochtrabende Vokabeln zuständig, sie für die klaren Worte.

Doris zeigt allerdings Gespür für pseudopoetische Stilblüten in Felix’ Roman-Versuchen. „Die Sonne krallte sich in sein Gesicht“, lautet so eine um Intensität bemühte Formulierung im Manuskript. „Die Sonne krallt sich niemandem ins Gesicht“, protestiert Doris. Und ganz allmählich kommen sich die Beiden geistig näher. Dass die körperliche Anziehungskraft vorhanden ist, machen Stück und Regie dem Zuschauer schon früh klar.

Doris besitzt eine nervtötend laute und extrovertierte Art. So mag sich mancher Zuschauer am ehesten mit dem geplagten Menschen in der Nachbarwohnung identifizieren.

Der ältere Herr, von dem nur die Stimme dumpf zu vernehmen ist, bittet energisch um Ruhe — manchmal macht er auch spitze Bemerkungen zum Geschehen. Die Produktion der Komödie gewinnt durch die flotte Regie von Rolf Berg und die lebendige Spielweise der Darsteller an Fahrt, was beim Publikum merklich gut ankommt.

Jens Hajek spielt den intellektuellen Felix mit der richtigen Portion praktischer Unbeholfenheit, ohne aber die Ausstrahlung des potentiellen Liebhabers vermissen zu lassen. Julia Kelz als Doris gibt eine naturschöne Sexbombe ab, etwas burschikos, aber mit all den femininen Reizen, mit denen sie Felix den Kopf verdreht.