Ein Sammler kehrt als Künstler zurück

Heinz Ackermans, dessen berühmte Kollektion in der Kunstsammlung liegt, zeigt sich bei Schönewald als Bildhauer.

Foto: Judith Michaelis

Heinz und Simone Ackermans (Jg. 1949) bauten eine hochkarätige Sammlung auf, die in den Besitz der Kunstsammlung überging. Doch nach der Trennung von seiner Frau konzentriert sich Heinz Ackermans auf seine Karriere als Bildhauer in seinen Ateliers in London und auf Mallorca. Die Energie, mit der er sich einst dem Werk der Kollegen widmete, steckt er nun in den weichen Ton, den er kontrolliert, in Wachs abformt und bearbeitet. Die skulpturalen Ergebnisse zeigt er in der Galerie Schönewald.

Aus den einstigen Fehlern als Künstler hat er längst gelernt. Vor seiner Sammelleidenschaft benutzte er normalen Kerzenwachs, ohne Kern, ohne Gerüst, und bemerkte eines heißen Tages voller Entsetzen, wie die Figuren in sich zusammensackten. Heute nimmt er Hartwachs aus einer Puppenfirma. „Diesen Wachs kann man in die Ecke schmeißen, ohne dass etwas passiert. Hohle Puppenköpfe macht man daraus. Das Material schmilzt erst bei 65 Grad“, erklärt er.

Heinz Ackermans, Künstler

Er baut ein Gerüst aus Eisen oder Holz, Beton oder Schaumstoff, um den Corpus anschließend mit Sackleinen zu überziehen. Erst dann arbeitet er mit Ton und gießt in Wachs aus, um ihn mit seinen Händen zu bearbeiten. Durch dieses Spiel von Positiv und Negativ entstehen Zufälle, die er als Bildhauer nutzt.

Die Skulpturen, die diesem Prozess entwachsen, wirken destruktiv und konstruktiv zugleich. Ob er sich von seinem Freund Thomas Schütte inspirieren ließ, wollten wir wissen. Seine Antwort: „Ich habe Schütte immer bewundert und gekauft. Er ist der größte Bildhauer. Der Prozess, selbst wieder produktiv zu sein, war sehr schwierig. Aber ich hatte immer mein Atelier behalten. Ich wusste, da ist noch ein Ort, um zu arbeiten.“ Nun weiß er: „Als Sammler durfte ich nicht an mich denken; jetzt darf ich nicht mehr an die anderen denken, um mich nicht beeinflussen zu lassen.“

Heinz Ackermans, Künstler

Seine eigenen Geschöpfe wirken archaisch. Man möchte sie mit Masken und Körpern aus dem alten Afrika vergleichen. Sie scheinen einen alten Mythos einzufangen. Und doch sind sie sehr modern. Sie leben aus dem Gegensatz zwischen dem Rohen und dem Schmelz des Wachses. Durch den Druck der Hände und der Finger haben sie etwas Persönliches. Plötzlich taucht ein Kopf, eine Nase, ein traumverlorenes Profil oder gar ein Kruzifix auf. Voller Rätsel ist diese Kunst.

Geradezu brillant sind seine Bildobjekte. Im Baumarkt sah er Säcke voller Wolle, wie sie die Installateure benutzen. Er legte sie in eine Wanne und goss heißes Wachs darüber. Dann aber fuhr er wie der Teufel mit dem Flammenwerfer über die gewachste Wolle. „Das ist die Malerei, die ein Bildhauer macht“, sagt er. Um den enormen Reichtum an sinnlichen Reizen zu bannen, steckt er das Ganze hinter schwere, verglaste Metallrahmen.

Info: Ausstellung bis 8. Oktober, Lindenstraß 182.