Den verschwundenen Rädern auf der Spur
Der WDR hat drei Fahrräder mit versteckten GPS-Sendern ausgestattet. Das erste war nach kurzer Zeit geklaut.
Dortmund/Köln. Es hat nur wenige Stunden gedauert, bis das Fahrrad weg war. Es stand abgeschlossen vor dem Dortmunder Hauptbahnhof. Doch das konnte den Dieb nicht abhalten. Was er allerdings nicht wusste: Das Rad ist mit einem GPS-Sender ausgestattet und die Spur ist im Internet für alle sichtbar.
Laut Kriminalitätsstatistik wurden 2013 allein in Nordrhein-Westfalen 80 000 Fahrräder gestohlen — im Schnitt etwa 220 pro Tag. Bundesweit sind es täglich sogar etwa 1000. Doch was passiert mit diesen Rädern? Der WDR geht dieser Frage nach — und lässt sich beklauen. Absichtlich. So soll auf das Thema Fahrraddiebstahl aufmerksam gemacht werden.
Reporter in Münster und Dortmund haben je ein mit GPS-Sender ausgestattetes Fahrrad abgestellt. Ein weiteres Fahrrad soll am Dienstag in Köln folgen. Im Internet können die Reporter und die Nutzer verfolgen, wo sich das Rad gerade befindet. Wenn einer der Drahtesel gestohlen wird, wollen die Reporter versuchen, ihn wieder zu finden. „Wir sind gespannt, wo er landet. Ob er in den Rhein geschmissen wird, in einen Kanal im Ruhrgebiet oder vielleicht auf einem Lkw landet und eine weite Reise antritt“, sagt WDR-Redakteur Frank Christian Starke.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in NRW begrüßt die Aktion: „So wird das Thema Fahrraddiebstahl prominent und plakativ in die Öffentlichkeit gerückt“, sagt Landesgeschäftsführer Ulrich Kalle. Viele Fahrräder blieben verschollen. So würden nur sieben Prozent der Diebstähle aufgeklärt.
Der Club empfiehlt, Fahrräder immer am Rahmen und einem Rad mit einem Bügelschloss an einem festen Gegenstand anzuschließen. „Ein Zehntel des Radwertes sollte man ins Schloss investieren“, rät Kalle. Ein zusätzliches Ringschloss sorge für weitere Sicherheit.
Bei den Rädern des Senders handele es sich um neue, „ganz normale Alltagsräder“, im Wert von jeweils 500 Euro, sagt WDR-Sprecher Uwe-Jens Lindner. Dass eines der Räder so schnell geklaut werden würde, habe die Redaktion überrascht. Abgeschlossen war das Rad Lindner zufolge, allerdings war es nicht an einem Gegenstand befestigt gewesen. Ein Reporter versuchte, das Rad zu orten. Das gestaltete sich aber als schwierig: „Der GPS-Sender zeigt den Standort nur ungefähr an. Die Spur verlor sich in einer Seitenstraße des Bahnhofs.
Die Dortmunder Polizei bestätigt den Diebstahl. „Wir können aber nicht den halben Tag nach einem Fahrrad fahnden“, sagt ein Sprecher. „Vor allem, wenn sich das Rad in einem Gebäude befindet, sind uns Grenzen gesetzt. Dafür einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen, dürfte schwierig sein.“
Ob und wo das verschwundene WDR-Fahrrad wieder auftaucht — das bleibt die spannende Frage. Und natürlich auch, ob die beiden anderen Räder länger an ihrem Standort bleiben als das Dortmunder Zweirad.