Der Diktator und das Model

Prozess: Sie bekam Blutdiamanten als Geschenk. Ob von Taylor, kann Naomi Campbell nicht sagen.

Den Haag. Vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag hat das britische Topmodel Naomi Campbell am Donnerstag bestätigt, vor 13 Jahren in Kapstadt Rohdiamanten geschenkt bekommen zu haben. Sie könne aber nicht sagen, ob die "schmutzig aussehenden Steine" tatsächlich von Liberias Ex-Präsident Charles Taylor in ihr Zimmer geschickt worden seien. Für die Staatsanwaltschaft erwies sich die Aussage der 40-Jährigen als enttäuschend.

Die Staatsanwaltschaft wirft Taylor vor, einst mit Rohdiamanten von Rebellen in Liberias Nachbarland Sierra Leone für Waffenlieferungen bezahlt worden zu seien. Er habe hunderte Millionen Dollar kassiert und den Krieg geschürt. Taylor hatte stets auf seine Unschuld gepocht. Niemals habe er Diamanten bekommen, und die "ganze Campbell-Story" sei "totaler Nonsens", sagte er bei der 2009 begonnenen Beweisaufnahme. Bei dieser Aussage kann er nun getrost bleiben.

Taylor und Campbell hatten 1997 an einem Dinner teilgenommen, das Südafrikas damaliger Präsident Nelson Mandela ausrichtete. Erst am Morgen, beim Frühstück mit ihrer damaligen PR-Agentin Carol Whiten und Schauspielerin Mia Farrow, habe Campbell nachgesehen, was sich in dem Päckchen befand, das ihr "schwarze Männer" in der Nacht gebracht hatten.

Zur Erheiterung im Saal erklärte Campbell: "Ich bin es gewöhnt, andauernd Geschenke zu bekommen." Sie habe nicht gleich erkannt, dass es sich bei den "sehr kleinen, schmutzigen Dingern, die wie Kieselsteinchen aussahen", um Diamanten gehandelt habe. Farrow und White hätten ihr dann gesagt, dass es sich um Rohdiamanten handle.

Die Edelsteine will sie nur sechs Stunden in ihrem Besitz gehabt haben. Sie habe sie einem Kinderhilfswerk in Südafrika spenden wollen und sie dem damaligen Chef gegeben. Dieser habe ihr vor einem Jahr aber mitgeteilt, dass er immer noch im Besitz der Steine sei.

Das gefasst wirkende Model erklärte dem Gericht auch, warum es lange versucht hatte, die Aussage zu vermeiden und erst unter Androhung einer Haftstrafe vor dem Tribunal erschien. "Ich habe im Internet gesehen, dass Mr. Taylor tausende Menschen getötet haben soll. Ich will nicht, dass meine Familie in Gefahr gerät."